Frauen erhalten in Bayern durchschnittlich 43 Prozent weniger Rente als Männer. Diese eklatante Lücke offenbaren aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung. Im Schnitt bekommen bayerische Männer 1.373 Euro monatlich, während Frauen mit nur 786 Euro auskommen müssen. Besonders betroffen sind Seniorinnen über 80 Jahre – viele von ihnen leben am Existenzminimum.
Der sogenannte Gender Pension Gap hat in Bayern historische Wurzeln. «In der älteren Generation war das klassische Familienmodell mit männlichem Hauptverdiener besonders verbreitet», erklärt Rentenexpertin Dr. Michaela Willert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung. Frauen unterbrachen ihre Erwerbstätigkeit für Kindererziehung oder arbeiteten in Teilzeit – mit drastischen Folgen für ihre Rentenansprüche.
Bei meinen Recherchen in oberbayerischen Gemeinden begegnete ich immer wieder Frauen wie der 83-jährigen Helga M. aus Rosenheim. «Ich habe 30 Jahre als Verkäuferin gearbeitet, aber wegen der Kinder immer nur halbtags», erzählt sie mir. Heute erhält sie 690 Euro Rente.
Die regionalen Unterschiede innerhalb Bayerns sind beträchtlich. In München und Nürnberg fallen die Rentenunterschiede geringer aus als in ländlichen Regionen wie Niederbayern. Dort verdienten Frauen deutlich weniger und zahlten entsprechend geringere Beiträge ein.
«Diese Zahlen zeigen, dass wir von echter Gleichstellung noch weit entfernt sind», betont Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf. Die Folgen spüren wir als Gesellschaft längst: Altersarmut wird zunehmend weiblich.
Expertinnen fordern mehr Unterstützung für Teilzeitbeschäftigte und bessere Anrechnung von Erziehungszeiten. Die jüngere Generation scheint umzudenken – Paare teilen sich Erwerbs- und Sorgearbeit heute gleichmäßiger auf. Doch wirkt sich das erst in Jahrzehnten auf die Rentenhöhe aus. Ist es nicht längst überfällig, auch für die heutigen Rentnerinnen Lösungen zu finden?