Die Idee ist so einfach wie wirkungsvoll: Kaputte Alltagsgegenstände werden gemeinsam repariert, statt sie wegzuwerfen. In Neumünster hat sich das Repair Café zu einer festen Institution entwickelt. Jeden ersten Samstag im Monat treffen sich im Mehrgenerationenhaus Menschen mit handwerklichem Geschick und solche, deren Toaster, Lampe oder Lieblingsjacke eine Reparatur benötigt. Laut Umweltbundesamt könnten durch Reparaturen jährlich bis zu 400.000 Tonnen Elektroschrott eingespart werden.
«Wir erleben hier jeden Monat kleine Wunder«, erzählt Petra Schmidt, die das Repair Café seit drei Jahren koordiniert. «Wenn eine Seniorin mit Tränen in den Augen nach Hause geht, weil ihr Radio aus den 60er Jahren wieder spielt, weiß ich, warum wir das machen.» Rund 15 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bringen ihr Fachwissen ein – vom pensionierten Elektriker bis zur Schneiderin.
Was mich bei meinen Besuchen in Neumünster immer wieder beeindruckt: die Gemeinschaft, die hier entsteht. Während der Reparaturen wird Kaffee getrunken, werden Geschichten ausgetauscht und neue Kontakte geknüpft. Die Stimmung ist entspannt, fast familiär.
Die Initiative versteht sich auch als Bildungsort. «Wir reparieren nicht nur für die Menschen, sondern mit ihnen», betont Klaus Weber, einer der Ehrenamtlichen. «Viele lernen hier, wie ihre Geräte funktionieren und trauen sich später selbst kleine Reparaturen zu.»
In Hamburg, wo ich lebe, haben sich inzwischen ähnliche Projekte etabliert. Doch die Neumünsteraner waren Vorreiter in Schleswig-Holstein. Mit finanzieller Unterstützung der Stadt können sie ihre Werkzeuge regelmäßig erneuern.
Diese Graswurzelbewegung zeigt, wie lokales Engagement globale Probleme angehen kann. Neben der Müllvermeidung geht es um Wertschätzung für Dinge und Können. Vielleicht sollten wir alle öfter den Schraubenzieher in die Hand nehmen, statt die Kreditkarte zu zücken. Die Repair-Cafés machen es vor.