Die Berliner Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen 45-jährigen Apotheker erhoben, der die gesetzlichen Krankenkassen um rund 176.000 Euro betrogen haben soll. Der Mann, der eine Apotheke im Bezirk Neukölln betreibt, steht im Verdacht, über Jahre hinweg Rezepte gefälscht und Medikamente abgerechnet zu haben, die nie an Patienten ausgegeben wurden. Die Ermittlungen begannen, nachdem einer Krankenkasse Unregelmäßigkeiten aufgefallen waren.
Der Fall zeigt die Schwachstellen im Abrechnungssystem der Krankenkassen. Nach Informationen der Ermittler soll der Apotheker zwischen 2020 und 2023 systematisch Rezepte manipuliert haben. «Wir haben in diesem Fall ein besonders dreistes Vorgehen festgestellt«, erklärt Oberstaatsanwältin Maren Schmidt. «Der Beschuldigte hat nicht nur bestehende Rezepte geändert, sondern auch komplett neue erstellt.»
Die Masche war raffiniert: Der Apotheker kopierte echte Arztunterschriften und stellte Rezepte für teure Medikamente aus, die er dann bei den Kassen einreichte. Ein ehemaliger Mitarbeiter der Apotheke hatte den entscheidenden Hinweis gegeben. «Er bewahrte die gefälschten Rezepte in einem separaten Ordner auf», berichtet der Zeuge.
Die Ermittlungen waren für mich besonders interessant, weil ich selbst in Neukölln wohne und die betroffene Apotheke kenne. Beim Gespräch mit Anwohnern spürte ich die Enttäuschung: «Man vertraut seinem Apotheker wie seinem Arzt», sagte mir eine ältere Dame kopfschüttelnd.
Der Verband der Ersatzkassen schätzt, dass durch Abrechnungsbetrug jährlich ein dreistelliger Millionenbetrag verloren geht. Für den Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung, im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft und der Verlust seiner Berufszulassung.
Dieser Fall wirft ein Schlaglicht auf ein größeres Problem im Gesundheitssystem. Letztlich zahlen wir alle für solche Betrügereien – durch steigende Krankenkassenbeiträge. Wie können wir Vertrauen in ein System haben, das solche Schlupflöcher bietet?