Als ich gestern Morgen an der Haltestelle Graf-Adolf-Platz stand, fiel mir sofort auf: Eine Frau lenkte die einfahrende Straßenbahn. Noch immer keine Selbstverständlichkeit bei der Düsseldorfer Rheinbahn. Das soll sich jetzt ändern. Das Verkehrsunternehmen hat eine Offensive gestartet, um mehr Frauen in technische und fahrdienstliche Berufe zu bringen.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Derzeit liegt der Frauenanteil bei der Rheinbahn bei nur 19 Prozent, in technischen Berufen sogar unter 10 Prozent. «Wir können es uns nicht leisten, auf die Hälfte des Talentpools zu verzichten«, erklärt Personalvorständin Sylvia Lier. Der Fachkräftemangel zwinge zum Umdenken.
Mit speziellen Schnuppertagen, flexiblen Arbeitszeitmodellen und einer Kommunikationskampagne will das Unternehmen gegensteuern. Besonders stolz ist man auf das neue Mentorinnenprogramm, das Berufsanfängerinnen mit erfahrenen Kolleginnen zusammenbringt.
«Als ich vor 15 Jahren anfing, war ich die einzige Frau in meiner Werkstatt«, erzählt Kfz-Mechatronikerin Petra Schmitz. «Heute leite ich ein gemischtes Team und möchte jungen Frauen zeigen, dass technische Berufe keine reine Männersache sind.»
Die Bemühungen zeigen erste Erfolge. Bei den letzten Einstellungen stieg der Frauenanteil auf 27 Prozent. Besonders bemerkenswert: Im Fahrdienst, wo der Schichtbetrieb bisher viele Frauen abschreckte, bewarben sich doppelt so viele Frauen wie im Vorjahr.
Nicht nur in Düsseldorf, auch bundesweit kämpfen Verkehrsunternehmen um weibliche Fachkräfte. Die Herausforderung wird bleiben: Kann die Rheinbahn nicht nur kurzfristig mehr Bewerberinnen gewinnen, sondern auch langfristig ein attraktiver Arbeitgeber für Frauen werden? Die nächsten Jahre werden zeigen, ob aus der Offensive ein nachhaltiger Wandel wird.