Als ich am letzten Abend über das Kirmesgelände in Düsseldorf schlenderte, fiel mir sofort die gedämpfte Stimmung auf. Die diesjährige Rheinkirmes, die vom 12. bis 21. Juli stattfand, zog nur etwa 3,2 Millionen Besucher an – fast 15 Prozent weniger als im Vorjahr. Was bei Deutschlands größtem Schützenfest und Volksfest am Rhein schieflief, beschäftigt nicht nur die Schausteller, sondern die ganze Stadt.
«Das Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht», erklärt Thomas König, Sprecher der Düsseldorfer Schausteller. An fünf von zehn Tagen regnete es in Strömen, zwei weitere waren mit über 34 Grad schlichtweg zu heiß für einen gemütlichen Kirmesbesuch. Die Umsatzeinbußen liegen bei durchschnittlich 20 Prozent, bei manchen Schaustellern sogar bei 35 Prozent.
Hinzu kamen die gestiegenen Preise. Eine Bratwurst für 6,50 Euro, das Altbier für 3,80 Euro – für viele Familien wurde der Besuch zum Luxus. «Wir mussten die Preise anpassen, die Energiekosten sind explodiert», verteidigt sich Brauerei-Chef Peter Schneider. Doch die Rechnung ging nicht auf.
Auch die neue Sicherheitskonzeption sorgte für Unmut. Die erstmals eingeführten Taschenkontrollen an allen Eingängen führten besonders am ersten Wochenende zu langen Warteschlangen. «Man stand teilweise 40 Minuten, bis man aufs Gelände kam», berichtet eine Besucherin aus Neuss.
Besonders bitter: Das traditionelle Feuerwerk am letzten Freitag musste wetterbedingt abgesagt werden – zum ersten Mal seit 22 Jahren. Für viele Düsseldorfer gehört dieses Spektakel fest zum Kirmeserleben.
Die Stadt und der St. Sebastianus Schützenverein wollen nun eine Taskforce einrichten, die Konzepte für 2026 entwickeln soll. «Wir müssen wieder bezahlbarer werden und gleichzeitig das besondere Kirmesgefühl erhalten», sagt Oberbürgermeister Thomas Müller. Eine schwierige Aufgabe, wie ich aus Gesprächen mit Schaustellern weiß, die zwischen Tradition und wirtschaftlichem Druck stehen.
Wird die Rheinkirmes ihre Strahlkraft zurückgewinnen? Die kommenden Monate werden zeigen, ob Düsseldorf sein liebstes Volksfest neu erfinden kann, ohne dessen Seele zu verlieren.