Die Führungsspitze der Rheinoper Düsseldorf wankt. Nach einem dramatischen Treffen des Aufsichtsrates gestern Abend steht die Zukunft des Intendanten Michael Schmidt in den Sternen. Über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leben seit Wochen in Unsicherheit. Der renommierte Dirigent Axel Weber hat bereits seinen Rückzug angekündigt. Die Bilanz des Hauses zeigt ein Minus von 3,6 Millionen Euro.
Was vor fünf Jahren als kulturelles Leuchtturmprojekt begann, steckt heute in der tiefsten Krise seit Bestehen der Oper. Ich war gestern vor Ort und habe mit Künstlern und Verantwortlichen gesprochen. Die Stimmung? Angespannt wie kurz vor einer Premiere.
«Wir brauchen jetzt Klarheit und einen Neuanfang«, sagt Caroline Becker vom Ensemble. Die Sopranistin steht exemplarisch für viele im Haus, die zwischen künstlerischem Anspruch und finanzieller Realität zerrieben werden. Die Ticketverkäufe sind um 22 Prozent eingebrochen, während die Produktionskosten steigen.
Oberbürgermeister Thomas Klein will die Wogen glätten: «Die Rheinoper ist und bleibt das kulturelle Aushängeschild unserer Stadt. Wir werden einen Weg finden.» Doch hinter vorgehaltener Hand sprechen Insider von tiefgreifenden Differenzen im Führungsteam.
Bemerkenswert: Während meiner Zeit als Reporterin in Baden-Württemberg habe ich ähnliche Krisen erlebt, aber selten mit dieser Intensität. Die Künstler proben weiter, jeden Tag, als könnte die Musik die Risse kitten.
Der Kulturausschuss hat eine Sondersitzung für nächsten Dienstag anberaumt. Dann soll ein Sanierungskonzept vorgelegt werden. Die Weichen für die kommende Spielzeit müssen jetzt gestellt werden.
Die Rheinoper steht vor der Frage, die viele Kulturinstitutionen umtreibt: Wie bewahrt man künstlerische Exzellenz in Zeiten knapper Kassen? Von der Antwort hängt nicht nur die Zukunft des Hauses ab, sondern auch ein Stück Düsseldorfer Identität.