Die Auktion der historischen Gutsanlage Rittergut Ohe in Hamburg-Kirchwerder hat Überraschendes zutage gefördert. Für lediglich 140.000 Euro wechselte das denkmalgeschützte Objekt den Besitzer – ein Preis, der weit unter den Erwartungen lag. Die Versteigerung fand gestern im Amtsgericht Hamburg-Bergedorf statt, wo sich nur wenige Interessenten einfanden.
Das Rittergut, dessen Geschichte bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, steht seit Jahren leer und verfällt zusehends. Mit jedem Regenguss dringt mehr Feuchtigkeit in die historische Bausubstanz ein. «Der Zustand ist besorgniserregend«, sagt Denkmalpfleger Michael Weber. «Ohne umfassende Sanierung wird dieses Stück Hamburger Geschichte unwiederbringlich verloren gehen.»
Der neue Eigentümer, ein Investor aus Norddeutschland, steht vor enormen Herausforderungen. Denkmalschutzauflagen und geschätzte Sanierungskosten von mindestens 1,5 Millionen Euro erklären den niedrigen Verkaufspreis. Die Vorbesitzerin, eine Erbengemeinschaft, konnte die finanziellen Mittel für den Erhalt nicht aufbringen.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich selten erlebt, dass historische Immobilien in solch desolatem Zustand überhaupt noch Käufer finden. Viele Hamburger verfolgen das Schicksal des Ritterguts mit Sorge. Eine Bürgerinitiative hatte lange vergeblich versucht, öffentliche Gelder für die Rettung zu mobilisieren.
Für die Vier- und Marschlande bedeutet der Verkauf einen Hoffnungsschimmer. Der Käufer plant, das Haupthaus als Wohnraum zu nutzen und die Nebengebäude für kulturelle Zwecke zu öffnen. Ob dies gelingt, hängt nicht nur vom Durchhaltevermögen des neuen Besitzers ab, sondern auch von der Unterstützung durch Behörden und Bevölkerung. Die Rettung historischer Bausubstanz ist letztlich immer auch eine Gemeinschaftsaufgabe.