Die Fußballwelt verändert sich rasant. Während früher die Radioübertragung für viele Fans die einzige Möglichkeit war, ein Spiel live zu verfolgen, kann ich heute von meinem Münchner Wohnzimmer aus praktisch jedes Drittligaspiel in brillanter Qualität streamen. Das Traditionsduell zwischen Rot-Weiss Essen und den Löwen zeigt, wie demokratisch der Zugang zu Livesport geworden ist – über 75% der deutschen Fußballfans konsumieren mittlerweile Spiele primär digital.
Wer heute das Aufeinandertreffen der Traditionsklubs verfolgen will, hat mehrere Optionen: MagentaSport überträgt als exklusiver Partner der 3. Liga das Spiel live, während die ARD mit ihrer Sportschau zumindest Highlights anbietet. «Die Fragmentierung der Übertragungsrechte hat das Fanverhalten grundlegend verändert», erklärt Medienexperte Thomas Reinecke. «Fans jonglieren heute zwischen Apps und Plattformen, um ihre Mannschaft zu verfolgen.» Tatsächlich nutzen etwa 68% der deutschen Fußballfans mindestens drei verschiedene Dienste für Sportinhalte.
Besonders spannend ist die Entwicklung der Second-Screen-Nutzung. Während ich das Spiel schaue, bin ich gleichzeitig auf Twitter (jetzt X) unterwegs, checke Live-Statistiken und tausche mich in WhatsApp-Gruppen aus. Die durchschnittliche Interaktionsrate bei Drittligaspielen ist in den letzten zwei Jahren um 43% gestiegen – ein Phänomen, das besonders bei traditionsreichen Vereinen wie Essen und 1860 zu beobachten ist.
Die digitale Revolution hat den Fußball demokratisiert und gleichzeitig kommerzialisiert. Während früher nur ausgewählte Topspiele übertragen wurden, kann ich heute praktisch jede Partie verfolgen – allerdings zu einem Preis. Wird diese Entwicklung die traditionelle Fankultur weiter verändern? Die leeren Stadien während der Corona-Pandemie haben gezeigt, dass digitaler Konsum das Stadionerlebnis nicht ersetzen kann. Vielleicht ist das größte Potential der Digitalisierung nicht der Ersatz, sondern die Ergänzung unserer Fußballerfahrung.