Die Ruine in der Lössnitzstraße in Dresden erhält endlich eine zweite Chance. Seit Jahren steht das verfallene Gebäude im Stadtteil Neustadt leer und ist zu einem unschönen Schandfleck geworden. Nun soll es in ein Zentrum für Musiker umgewandelt werden. Die Pläne des Investors sehen vor, dass bis 2026 etwa 30 Proberäume für Musikerinnen und Musiker entstehen sollen – ein wichtiger Schritt für die Kulturszene der Stadt.
Die Geschichte des Gebäudes ist wechselhaft. In den 1920er Jahren gebaut, diente es zunächst als Fabrik, später als Lager. Nach der Wende stand es leer, verfiel zusehends und wurde zum Treffpunkt für Sprayer und Partygänger. «Der Verfall hat dem Viertel nicht gutgetan», berichtet Anwohnerin Maria Schulze, die seit 15 Jahren gegenüber wohnt. «Aber viele hatten auch Angst, dass ein weiterer Luxusbau entstehen könnte.»
Diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt. Stattdessen investiert eine lokale Projektentwicklungsgesellschaft nun rund 4,5 Millionen Euro in die Sanierung. «Dresden braucht dringend mehr Proberäume für Musiker», erklärt Projektleiter Stefan Weber. «Die vorhandenen Räumlichkeiten in der Stadt reichen bei weitem nicht aus.» Die Stadt unterstützt das Vorhaben mit Fördermitteln aus dem Programm «Kultur im Quartier».
Was mich an diesem Projekt besonders beeindruckt, ist die gelungene Balance zwischen Erhalt und Neugestaltung. Bei meinem Besuch vor Ort konnte ich sehen, dass die charakteristische Backsteinfassade erhalten bleiben soll, während im Inneren moderne, schallgedämmte Räume entstehen werden.
Die Umwandlung der Ruine könnte auch dem umliegenden Viertel neuen Schwung verleihen. Lokale Gewerbetreibende hoffen auf mehr Laufkundschaft. Und für die Dresdner Kulturszene ist das Projekt ein wichtiges Signal: Kreativität findet auch in schwierigen Zeiten ihren Platz in der Stadt. Die Frage bleibt: Werden solche Projekte ausreichen, um Dresdens lebendige Musikszene langfristig zu erhalten?