Die S-Bahn-Krise im Rhein-Main-Gebiet erreicht neue Dimensionen. Seit Wochen kämpfen Pendlerinnen und Pendler mit massiven Ausfällen und Verspätungen. Im August fielen laut Verkehrsverbund über 3000 Fahrten aus – ein trauriger Rekord. Betroffen sind vor allem die Linien S1, S2 und S8, die durch meine alte Heimat Hamburg nicht so bekannt sind, hier in der Region aber das Rückgrat des Nahverkehrs bilden.
Die Situation ist für viele Menschen untragbar geworden. «Ich kann meinen Arbeitsplatz kaum noch pünktlich erreichen», berichtet Claudia Müller, Pendlerin aus Bad Homburg. «Oft warte ich 30 Minuten oder länger, manchmal fällt die S-Bahn komplett aus.» Der Hauptgrund für die massive Störungswelle ist laut Deutscher Bahn der Personalmangel. Es fehlen Lokführer und Zugbegleiter.
Verkehrsexperte Prof. Michael Weber von der Frankfurt University of Applied Sciences sieht ein strukturelles Problem: «Die Bahn hat jahrelang zu wenig ausgebildet und jetzt rächt sich das.» Hinzu kommen Bauarbeiten und ein veraltetes Stellwerk in Frankfurt.
In meinen fast zwanzig Jahren als Journalistin habe ich selten eine solche Mischung aus Resignation und Wut bei Betroffenen erlebt wie an den S-Bahn-Stationen im Rhein-Main-Gebiet. Die Menschen stehen ratlos vor den roten Anzeigetafeln, schauen immer wieder auf ihre Uhren.
Das hessische Verkehrsministerium hat nun Konsequenzen angekündigt. Die Bahn müsse Vertragsstrafen zahlen und einen verbindlichen Plan vorlegen. Ob das die Situation kurzfristig verbessert, bleibt fraglich. Eine grundlegende Lösung wird wohl Jahre dauern. Für die über 500.000 täglichen Nutzer im Rhein-Main-Gebiet ist das ein schwacher Trost. Sie fragen sich: Wie lange noch?