Münchens S-Bahn atmet auf: Das neue elektronische Stellwerk am Ostbahnhof nimmt nach jahrelangen Bauarbeiten endlich seinen Betrieb auf. Die Deutsche Bahn investierte rund 115 Millionen Euro in die Modernisierung der veralteten Technik. Für die täglich 840.000 Fahrgäste bedeutet dies künftig weniger Verspätungen und Ausfälle auf der chronisch überlasteten Stammstrecke.
«Nach drei Jahren Bauzeit können wir jetzt auf modernste Technik setzen», erklärt S-Bahn-Chefin Heike Hanagarth bei der Einweihung. Die alten elektromechanischen Anlagen stammten noch aus den 1970er Jahren – praktisch ein Dinosaurier im digitalen Zeitalter. Immer wieder hatten technische Defekte zu massiven Störungen im gesamten S-Bahn-Netz geführt.
Ich erinnere mich noch gut an den «Schwarzen Freitag» im vergangenen Winter, als ein Relais im alten Stellwerk ausfiel und tausende Pendler stundenlang in der Kälte ausharren mussten. Ein Münchner Dauerärgernis, das nun der Vergangenheit angehören soll.
Die neue Anlage überwacht und steuert nicht nur die Weichen und Signale präziser, sondern ermöglicht auch eine schnellere Reaktion bei Störungen. «Wir können jetzt Probleme oft schon erkennen, bevor sie den Verkehr beeinträchtigen», sagt Bahnhofsmanager Thomas Weber. «Das ist wie der Unterschied zwischen einem alten Röhrenfernseher und einem modernen Smart-TV.»
Verkehrsministerin Kerstin Schreyer betont die Bedeutung funktionierender Infrastruktur: «Zuverlässiger ÖPNV ist entscheidend für die Mobilitätswende in unserer Region. Jede verhinderte Störung bedeutet mehr Vertrauen in öffentliche Verkehrsmittel.»
Die Modernisierung ist jedoch nur ein Baustein in der Verbesserung des Münchner S-Bahn-Systems. Der umstrittene Bau der zweiten Stammstrecke verzögert sich weiterhin. Die Fahrgastverbände bleiben daher vorsichtig optimistisch. Wird das neue Stellwerk die hochgesteckten Erwartungen erfüllen können? Der Münchner S-Bahn-Alltag wird es in den kommenden Monaten zeigen.