Die S-Bahn-Baustelle in München sorgt seit gestern für massive Einschränkungen im Nahverkehr. Die Stammstrecke – das Herzstück des Münchener S-Bahn-Netzes – ist für fünf Wochen zwischen Pasing und Ostbahnhof komplett gesperrt. Täglich sind davon rund 840.000 Pendler und Fahrgäste betroffen, die nun alternative Routen finden müssen.
«Wir haben eine Ausnahmesituation, die wir so noch nie hatten», erklärt Heiko Büttner von der Münchener Verkehrsgesellschaft. Die Sperrung ist nötig, um den Bau der zweiten Stammstrecke voranzutreiben – ein Mammutprojekt, das München dringend braucht, aber aktuell für Kopfzerbrechen sorgt.
Als ich gestern am Hauptbahnhof unterwegs war, fiel mir auf: Die meisten Reisenden wirken erstaunlich gefasst. Ein älterer Herr mit Aktentasche studierte konzentriert die Umleitungspläne. «Ich fahre seit 30 Jahren mit der S-Bahn zur Arbeit», erzählte er mir. «Da muss man flexibel bleiben.»
Die wichtigste Alternative ist der sogenannte Ersatzverkehr mit Bussen. Zusätzlich wurden U-Bahn-, Tram- und Buslinien verstärkt. Besonders die U4 und U5 übernehmen viele Fahrgäste. Pendler aus dem Umland können auf den Regionalverkehr ausweichen, der über den Südring fährt und nicht von der Sperrung betroffen ist.
«Die ersten Tage sind entscheidend«, sagt Verkehrsexperte Michael Reiter. «Wenn sich die Menschen an die neuen Routen gewöhnt haben, entspannt sich die Lage meist.» Die Deutsche Bahn hat an allen wichtigen Stationen zusätzliches Personal eingesetzt, um bei Fragen zu helfen.
Was mich bei Großbaustellen in München immer wieder beeindruckt: Die Münchner nehmen’s mit bayerischer Gelassenheit. Bis 8. September müssen sie durchhalten, dann soll die Stammstrecke wieder normal befahrbar sein. Ob der Zeitplan diesmal eingehalten wird? Das bleibt die spannende Frage für alle, die täglich auf die S-Bahn angewiesen sind.