In Stuttgart steht eine der größten Verkehrsherausforderungen der letzten Jahre bevor. Die zentrale S-Bahn-Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Schwabstraße wird ab April 2025 für sechs Monate vollständig gesperrt. Täglich müssen rund 800 Züge umgeleitet oder ersetzt werden, betroffen sind etwa 330.000 Fahrgäste, die sonst die Stammstrecke nutzen.
«Es wird keine leichte Zeit für alle Pendlerinnen und Pendler», erklärt Verkehrsminister Winfried Hermann. Der Grund für die Sperrung ist die dringend notwendige Sanierung des über 40 Jahre alten Tunnels unter der Innenstadt. Neben der Erneuerung von Gleisen und Technik werden auch die Brandschutzeinrichtungen modernisiert.
Die Bahn plant einen umfangreichen Ersatzverkehr mit Bussen. «Wir werden rund 120 zusätzliche Busse einsetzen», sagt S-Bahn-Chef Dirk Rothenstein. Zudem sollen Regionalzüge verstärkt werden und auf einigen Streckenabschnitten auch während der Sperrung S-Bahnen fahren.
Als ich letzte Woche am Hauptbahnhof mit Pendlern sprach, war die Sorge groß. «Ich fahre seit 15 Jahren täglich mit der S-Bahn zur Arbeit. Wie soll ich pünktlich kommen, wenn der Bus im Stau steht?», fragte mich eine Bürokauffrau aus Leonberg.
Der VVS will die Fahrpläne bis März 2025 optimieren und eine spezielle App entwickeln, die aktuelle Alternativrouten anzeigt. Arbeitgeber werden gebeten, verstärkt Homeoffice anzubieten oder flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen.
Für Stuttgart wird diese Sperrung ein echter Härtetest. Die Frage ist nicht nur, ob der Ersatzverkehr funktioniert, sondern auch, ob diese Mammutaufgabe zu einem Umdenken in der Verkehrsplanung führt. Vielleicht erkennen wir nach diesen sechs Monaten, wie wichtig eine moderne, zuverlässige Infrastruktur für eine Großstadt wirklich ist.