In Dresdens Rathaus sorgt eine Kunstaktion für Aufsehen: Stadtrat Georg Barth provoziert mit einer Installation, die Oberbürgermeister Dirk Hilbert ins Fadenkreuz nimmt – im wahrsten Sinne des Wortes. An Barths Schreibtisch prangt ein Bild des OB unter einem Zielkreuz, das der Künstler als «Visier» bezeichnet. Seit einer Woche verblüfft und empört die Rathausbesucher die Aktion, die bisher unbemerkt vom Stadtchef selbst blieb.
Die Stadtratsfraktion «Freie Wähler Dresden» bestätigt den Vorfall. Was als Kunstprojekt deklariert wird, stößt bei vielen auf Unverständnis. «In Zeiten zunehmender verbaler und physischer Angriffe auf Politiker ist solch eine Installation höchst problematisch», erklärt ein Rathaus-Insider, der anonym bleiben möchte. Laut Stadtratskreisen soll die Aktion eine Reaktion auf den Führungsstil des Oberbürgermeisters sein.
Barth selbst verteidigt sein Werk als «satirischen Kommentar zur politischen Kultur in Dresden». Er habe nie zur Gewalt aufrufen wollen, sondern lediglich künstlerisch auf Machtverhältnisse hinweisen. «Als Künstler und Stadtrat bewege ich mich in zwei Welten», erklärte er gegenüber lokalen Medien. Die Doppelrolle sei gerade das Spannende an seiner Arbeit.
Ich erinnere mich an ähnliche Kontroversen in Hamburg, wo Kunst und Politik ebenfalls aufeinanderprallten. Die schmale Grenze zwischen Meinungsfreiheit und Geschmacklosigkeit ist oft Auslegungssache – gerade, wenn es um Satire geht.
Die Stadtverwaltung prüft nun rechtliche Schritte. Während einige Kollegen Barths Vorgehen als legitime Kunstfreiheit verteidigen, nennen andere es «schlichtweg geschmacklos». Der Vorfall offenbart die angespannte Atmosphäre im Dresdner Rathaus. Und er wirft die Frage auf: Wie weit darf Kunst gehen, wenn sie politische Amtsträger zum Ziel hat?