Die norddeutsche Sonne hat es gut gemeint in den letzten Tagen – das spürt man überall in Schleswig-Holstein. In Kiel haben sich gestern Hunderte Menschen an der Förde versammelt, um die längsten Tage des Jahres zu genießen. Laut Deutschem Wetterdienst erlebte das nördlichste Bundesland mit durchschnittlich 19,8 Grad den wärmsten Juni seit Beginn der Aufzeichnungen.
Die Tourismusbranche an der Ostseeküste jubelt. «Wir verzeichnen einen Anstieg der Buchungen um fast 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr», berichtet Anja Meier vom Tourismusverband Schleswig-Holstein. Die Ferienunterkünfte in Timmendorfer Strand und Scharbeutz sind bereits zu 90 Prozent ausgebucht. Gerade Familien aus Süddeutschland entdecken den Norden neu – ein Trend, den ich seit meinen Anfängen als Reporterin in der Region beobachte.
Gleichzeitig kämpfen die Landwirte mit der anhaltenden Trockenheit. «Wenn es in den nächsten zwei Wochen nicht regnet, müssen wir mit erheblichen Ernteeinbußen rechnen», warnt Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht. Besonders betroffen sind die Betriebe im Kreis Dithmarschen, wo die Grundwasserpegel bereits jetzt besorgniserregend niedrig sind. Bei meinem Besuch auf einem Hof in Meldorf konnte ich die rissigen Felder mit eigenen Augen sehen.
Für Naturfreunde gibt es dagegen positive Nachrichten: Die Population der Kegelrobben im Wattenmeer hat sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelt. Naturschützer sprechen von einem «kleinen Wunder für die Artenvielfalt».
Die kommenden Tage werden zeigen, ob der Sommer seinem Namen treu bleibt oder ob die ersehnten Regenschauer den Landwirten Erleichterung bringen. Eines ist sicher: Schleswig-Holstein zeigt wieder einmal sein vielschichtiges Gesicht – zwischen Urlaubsparadies und landwirtschaftlichen Herausforderungen.