Einmal im Jahr öffnet Baron Maximilian von Dücker die Türen seines Familiensitzes für die Öffentlichkeit. Bei der gestrigen Führung durch Schloss Hünnefeld in Bad Essen nahmen über 50 Besucher die seltene Gelegenheit wahr. Das 1750 im barocken Stil errichtete Herrenhaus bleibt sonst weitgehend privat – umso begehrter sind die Einblicke in die Geschichte des Landadels.
«Unser Haus war nie ein Prunkschloss, sondern immer ein Ort zum Leben und Arbeiten», erklärt von Dücker, während er die Besucher durch den Rittersaal führt. Die schweren Eichenmöbel, Familienporträts und die beeindruckende Bibliothek erzählen Geschichten aus drei Jahrhunderten. Besonderes Interesse weckt die Sammlung historischer Jagdwaffen, die von der engen Verbindung der Familie zur Forstwirtschaft zeugt.
Im ersten Stock gewährt der Baron Einblicke in private Räume. «Hier mussten wir in den 1980er Jahren die Decken komplett sanieren», berichtet er und zeigt auf filigrane Stuckarbeiten. Die Herausforderungen des Erhalts eines denkmalgeschützten Gebäudes werden greifbar. Besucher Johannes Meyer aus Osnabrück ist beeindruckt: «Man spürt, wie viel Herzblut in diesem Ort steckt.»
Bei meinen vielen Schlossbesichtigungen in Norddeutschland fällt mir immer wieder auf: Es sind weniger die prunkvollen Säle als die kleinen persönlichen Details, die Geschichte lebendig machen – wie der abgenutzte Schreibtisch, an dem schon der Urgroßvater des Barons seine Gutsverwaltung erledigte.
Die Führungen werden durch den Heimatverein Bad Essen organisiert. «Wir haben jedes Jahr mehr Anfragen als Plätze», erklärt Vorsitzende Helga Berger. Der Ansturm zeigt: Das Interesse an lokaler Geschichte wächst. Vielleicht, weil in einer Zeit der Veränderungen die Verbindung zur Vergangenheit besonders wertvoll erscheint.