Hessens Landesregierung will ein neues Konzept zur Bearbeitung von Asylverfahren umsetzen. Künftig sollen diese nach Herkunftsländern gebündelt werden, um Entscheidungen zu beschleunigen. Innenminister Roman Poseck (CDU) präsentierte das Vorhaben gestern in Wiesbaden. Laut aktuellen Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge dauern Asylverfahren derzeit im Schnitt 6,7 Monate.
Die Idee: Flüchtlinge aus bestimmten Ländern sollen gezielt in spezialisierten Erstaufnahmeeinrichtungen untergebracht werden. «Mitarbeiter können sich so auf die Besonderheiten einzelner Herkunftsländer spezialisieren und schneller fundierte Entscheidungen treffen«, erklärt Poseck. In Gießen sollen künftig Geflüchtete aus Afghanistan und der Türkei, in Darmstadt Menschen aus Syrien und Iran untergebracht werden.
Die Umsetzung läuft bereits. Ein Pilotprojekt in der Erstaufnahmeeinrichtung Büdingen, das auf Geflüchtete aus Georgien spezialisiert ist, zeigt erste Erfolge. «Die Bearbeitungszeit hat sich dort mehr als halbiert«, so der Innenminister.
Kritik kommt von Flüchtlingsorganisationen. «Das Konzept gefährdet die individuelle Prüfung der Asylgründe», warnt Timmo Scherenberg vom Hessischen Flüchtlingsrat. Ein Blick auf andere Bundesländer zeigt: Bayern und Nordrhein-Westfalen setzen bereits auf ähnliche Modelle.
Nach fast zwanzig Jahren Berichterstattung über Migrationspolitik beobachte ich: Die Konzentration auf Effizienz kann Verfahren beschleunigen – aber der menschliche Faktor darf nicht verloren gehen.
Die geplante Umstrukturierung soll bis Ende des Jahres umgesetzt sein. Ihr Erfolg wird sich daran messen lassen, ob sie tatsächlich zu schnelleren und gleichzeitig fairen Entscheidungen führt. In Zeiten zunehmender Migration bleibt die Frage: Lässt sich Humanität mit Effizienz vereinbaren?