In Düsseldorfs Stadtteil Hubbelrath wird Tradition neu interpretiert. Das diesjährige Schützenfest überraschte mit einer gelungenen Mischung aus Brauchtum und modernen Elementen. Rund 5.000 Besucher feierten bei sommerlichen Temperaturen vier Tage lang mit den St. Hubertus Schützen – deutlich mehr als im Vorjahr, wie die Organisatoren bestätigten.
«Wir wollen zeigen, dass Tradition lebendig sein kann», erklärt Brudermeister Klaus Schneider beim Rundgang über den Festplatz. Mit Erfolg: Neben klassischem Vogelschießen und Königsparade fanden Besucher eine Streetfood-Meile und einen Biergarten der Kulturen, wo Vereinsmitglieder mit Wurzeln in sieben Nationen ihre Heimatgerichte präsentierten.
Besonders die jüngere Generation wurde angesprochen. Die 26-jährige Nina Weber, frisch gekürte Schützenkönigin und erst die zweite Frau in diesem Amt seit 1872, sieht darin die Zukunft: «Wir müssen mit der Zeit gehen, ohne unsere Wurzeln zu vergessen.»
Was mir auffiel: Die Stimmung war entspannter als bei vielen traditionellen Schützenfesten. Statt steifer Hierarchien dominierte ein lockeres Miteinander. «Das zieht auch Familien an, die sonst nie zu einem Schützenfest kämen», beobachtet Anwohnerin Martina Krüger.
Höhepunkt war die Parade am Sonntag, bei der erstmals eine inklusive Musikgruppe des Hubbelrather Therapiezentrums auftrat. Der tosende Applaus sprach für sich.
Während manche Traditionsvereine um Nachwuchs kämpfen, verzeichnet Hubbelrath 32 Neueintritte in diesem Jahr. «Die Mischung macht’s», meint Schneider. Vielleicht ist dies die Blaupause für Vereine, die zwischen Bewahrung und Erneuerung ihren Weg suchen müssen. Und ein Beispiel dafür, wie Brauchtum im 21. Jahrhundert gelingen kann.