Die Schützenbruderschaft St. Sebastianus von 1316 hat dieses Wochenende Geschichte geschrieben. Auf der Festwiese am Aachener Platz wurden gleich drei neue Könige gekrönt. Rund 3.000 Besucherinnen und Besucher erlebten bei strahlendem Sonnenschein, wie die Tradition in die Moderne überführt wurde. Erstmals in der 709-jährigen Geschichte des Vereins wurde auch eine Königin gekürt.
Hauptgewinner des Königsschießens ist der 43-jährige Elektromeister Klaus Meier, der mit dem 78. Schuss den hölzernen Vogel von der Stange holte. «Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Mein Großvater war bereits König, jetzt führe ich diese Familientradition fort», sagte der sichtlich bewegte neue Schützenkönig im Gespräch.
Bei der Jugend setzte sich die 19-jährige Medizinstudentin Sarah Weber durch. Sie ist die erste Frau in dieser Position seit der Öffnung des Vereins für weibliche Mitglieder vor fünf Jahren. «Ich will zeigen, dass Tradition und Gleichberechtigung zusammengehören», erklärte Weber selbstbewusst.
Den dritten Titel, den des Pagenkönigs, sicherte sich der 12-jährige Lukas Schmidt von der Grundschule Lindenstraße. Die Krönung der drei Regenten fand beim traditionellen Krönungsball im Festzelt statt, wo Oberbürgermeister Thomas Geisel die Schützenkette überreichte.
Als ich vor 15 Jahren erstmals über das Schützenfest berichtete, waren Frauen noch komplett ausgeschlossen. Die Entwicklung zeigt, wie sich selbst jahrhundertealte Traditionen wandeln können. Mehr zum Schützenwesen in NRW bietet das Heimatministerium auf seiner Webseite.
Die neuen Könige repräsentieren den Verein nun ein Jahr lang bei allen offiziellen Anlässen. Höhepunkt wird der große Festumzug durch die Düsseldorfer Altstadt im nächsten Sommer sein. Die Sebastianer gehören zu den ältesten Schützenvereinen Deutschlands und pflegen neben dem Schießsport vor allem soziales Engagement.
Während manche Traditionsvereine um Nachwuchs kämpfen, können die Sebastianer auf steigende Mitgliederzahlen verweisen. Vielleicht liegt’s an der gelungenen Mischung aus Tradition und Offenheit. Oder wie ein alter Schützenbruder es am Rande des Festes ausdrückte: «Mer halde zosamme, egal wat kütt.»