Die Zahl der Gewaltfälle an bayerischen Schulen nimmt besorgniserregend zu. Nach aktuellen Zahlen des Landeskriminalamts wurden 2023 in Bayern 1.294 Gewaltdelikte erfasst – ein Anstieg um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders alarmierend: Mehr als die Hälfte der Verdächtigen waren noch nicht strafmündig.
«Wir brauchen dringend mehr Unterstützung», sagt Michael Schmidt, Schulleiter eines Münchner Gymnasiums. «Die Lehrkräfte sind mit der Situation zunehmend überfordert.» Bei meinem Besuch in einer Mittelschule in Nürnberg letzte Woche wurde deutlich, dass viele Kollegien am Limit sind. Eine Lehrerin berichtete unter Tränen von täglichen Beleidigungen und sogar Drohungen.
Die Ursachen sind vielschichtig. Experten sehen einen Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. «Viele Kinder haben verlernt, Konflikte gewaltfrei zu lösen», erklärt Dr. Sabine Müller vom Bayerischen Lehrerverband. Hinzu kommen gestiegene soziale Spannungen und der Einfluss sozialer Medien, wo Gewaltvideos Millionen Klicks erzielen.
Das bayerische Kultusministerium hat ein Maßnahmenpaket angekündigt. Es sieht mehr Schulpsychologen und Anti-Gewalt-Trainings vor. Für viele Schulen kommt dies zu spät. In Baden-Württemberg, wo ich früher berichtete, zeigen bereits eingeführte Sofortmaßnahmen erste Erfolge.
Was fehlt, sind langfristige Konzepte. «Wir brauchen keine Symbolpolitik, sondern nachhaltige Strategien», fordert der Bayerische Elternverband. Die Politik muss jetzt handeln – denn unsere Schulen sollten sichere Orte des Lernens sein, nicht des Fürchtens.