Die Schulhöfe Frankfurts wurden heute zu Orten des Protests. Hunderte Schüler, Eltern und Lehrkräfte versammelten sich vor ihren Schulgebäuden, um auf die anhaltenden Missstände im Bildungssystem aufmerksam zu machen. Eine Sprecherin des Stadtschulamts bestätigte, dass sich mehr als 30 Schulen an der Aktion beteiligten. Die Forderungen sind klar: bessere Ausstattung, mehr Personal und zeitgemäße Lernbedingungen.
«Der Sanierungsstau ist nicht länger hinnehmbar», erklärt Sabine Weber, Mutter zweier Grundschulkinder und Mitorganisatorin. «In manchen Klassenräumen regnet es durch die Decke, während die Politik über Digitalisierung spricht.» Tatsächlich fehlen nach Angaben des Stadtelternbeirats allein in Frankfurt über 200 Lehrkräfte, während gleichzeitig Gebäude veraltet sind.
Als ich die Eichendorffschule im Nordend besuche, zeigt mir Schulleiter Martin Fuchs die Turnhalle, die seit zwei Jahren wegen Baumängeln gesperrt ist. «Unsere Kinder fahren mit Bussen zu anderen Schulen, um Sportunterricht zu haben. Das kostet Zeit, Geld und Nerven», sagt er kopfschüttelnd.
Besonders betroffen sind Schulen in sozial schwächeren Stadtteilen. Im Gallus erzählt Lehrerin Petra Müller: «Wir haben keine funktionierenden WLAN-Netze, aber sollen digitalen Unterricht anbieten. Das ist, als würde man von Bäckern verlangen, ohne Ofen Brot zu backen.»
Die Protestierenden haben kreative Wege gefunden, um ihre Botschaft zu vermitteln: Grundschüler malten Bilder ihrer «Traumschule», Jugendliche gestalteten Podcasts über ihren Schulalltag, Eltern sammelten über 5.000 Unterschriften.
Was heute auf Frankfurts Schulhöfen begann, könnte der Auftakt für eine landesweite Bewegung sein. Bildungsexpertin Dr. Claudia Steinberg von der Goethe-Universität sieht darin ein «überfälliges Zeichen». Die Frage bleibt: Wird die Politik diesmal zuhören, oder verhallt der Protest wie schon so oft im bürokratischen Niemandsland zwischen Kommunal- und Landesverantwortung?