Mitten im regnerischen Dresden blüht eine kleine Sensation: Gestern eröffnete das deutschlandweit einzigartige Ausbildungszentrum für Seilbahnbetriebsleiter. Wo sonst Straßenbahnen das Stadtbild prägen, lernen künftig Fachkräfte aus ganz Europa, wie man Bergbahnen und Skilifte sicher betreibt. Nach Angaben des Verbands Deutscher Seilbahnen fehlen allein in Deutschland über 200 qualifizierte Betriebsleiter – ein Problem, das die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) nun lösen wollen.
«Die Ausbildung zum Betriebsleiter war bisher extrem kompliziert», erklärt Andreas Hoppe, Leiter der DVB-Bergbahnen. «Man musste nach Österreich oder in die Schweiz fahren, dort übernachten und viel Geld ausgeben.» Die meisten Kurse fanden in den Alpenländern statt – für deutsche Interessenten eine logistische Herausforderung.
Im neuen Zentrum an der Standseilbahn Loschwitz wird jetzt alles unter einem Dach angeboten: theoretischer Unterricht, praktische Übungen an historischen und modernen Anlagen, Notfalltraining. «Wir haben hier das Beste aus zwei Welten«, sagt Hoppe stolz, während er durch die frisch renovierten Räume führt.
Ich beobachte, wie die ersten Teilnehmer an einem Seilbahnmodell üben. Die Atmosphäre erinnert mich an meine Besuche in Technikmuseen in Baden-Württemberg – konzentriert, aber mit spürbarer Begeisterung. Ein junger Mann aus dem Harz justiert präzise ein Sicherheitssystem, während sein Ausbilder nickt.
«Deutschland braucht dringend Nachwuchs in diesem Bereich», betont Thomas Andréa vom Verband Deutscher Seilbahnen. «Ohne qualifizierte Betriebsleiter müssten viele Anlagen schließen – ein Desaster für den Tourismus in Skigebieten und Ausflugszielen.»
Ob die historische Schwebebahn in Dresden, der Sessellift im Erzgebirge oder die Gondelbahn in den bayerischen Alpen – alle benötigen Fachleute. Das neue Zentrum könnte der Schlüssel sein, um diese Lücke zu schließen. Und nebenbei wird Dresden damit zu einem kleinen Zentrum für eine Branche, die man hier kaum vermutet hätte.