Die Berliner Polizei hat bei einer Kontrolle in Kreuzberg 644 Flaschen Sekundenkleber beschlagnahmt. Die Beamten fanden die verdächtige Ladung gestern Nachmittag in einem Transporter, in dem fünf Personen saßen, die der Klimaaktivisten-Szene zugeordnet werden. Bei der Durchsuchung des Fahrzeugs wurden zudem 30 Banner mit klimapolitischen Forderungen entdeckt.
«Als ich diese Menge Sekundenkleber sah, war sofort klar, dass hier etwas Größeres geplant war», berichtet ein Polizeibeamter vor Ort. In der Vergangenheit nutzten Klimaaktivisten regelmäßig diesen Klebstoff, um sich bei Protestaktionen auf Straßen oder an Kunstwerken festzukleben.
Die Polizei geht davon aus, dass mit den sichergestellten Materialien größere Störaktionen geplant waren. «Wir haben in den vergangenen Monaten eine Zunahme solcher Protestformen in Berlin beobachtet«, erklärt Polizeisprecherin Maria Weber. Der Sekundenkleber sei mittlerweile zum Symbol für eine bestimmte Form des Klimaprotests geworden.
Die fünf kontrollierten Personen im Alter zwischen 22 und 39 Jahren mussten ihre Personalien angeben. Eine Sprecherin der Gruppe «Letzte Generation» wollte den Vorfall auf Anfrage nicht kommentieren. «Wir setzen weiterhin auf friedlichen zivilen Widerstand», ließ sie lediglich wissen.
In Hamburg hatte ich vor zwei Jahren ähnliche Einsätze begleitet. Damals war es die überraschende Professionalität der Aktivisten, die mir auffiel: von der Logistik bis zur medialen Aufmerksamkeit – alles durchdacht.
Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob der Besitz dieser Menge Klebstoff bereits einen Anfangsverdacht für geplante Straftaten begründet. Die Debatte um die Grenzen zwischen legitimem Protest und strafbaren Handlungen wird durch solche Vorfälle immer wieder neu entfacht. Dürfen wir die Freiheit des Protests einschränken, um Störungen zu verhindern? Oder gehört genau diese Störung zum demokratischen Diskurs?