Die Hürden auf dem Weg zum selbstständigen Leben sind für Menschen mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen oft hoch. Gerade im Bereich Wohnen fehlen passende Angebote. Laut aktuellen Zahlen des Landessozialamts warten derzeit über 5.000 Menschen mit Behinderung auf einen geeigneten Wohnplatz. Dabei ist das Recht auf selbstbestimmtes Leben in der UN-Behindertenrechtskonvention verankert.
«Ich will einfach so leben wie alle anderen auch», sagt Michael Schmidt aus Dortmund. Der 38-Jährige sitzt im Rollstuhl und hat nach langer Suche eine barrierefreie Wohnung gefunden. Doch der Weg dahin war steinig. «Manchmal hatte ich das Gefühl, dass Vermieter direkt auflegen, wenn sie hören, dass ich im Rollstuhl sitze», erzählt er.
In Gelsenkirchen hat die Initiative «Wohnen für alle» ein Modellprojekt gestartet. Hier leben Menschen mit und ohne Behinderung in einem Mehrfamilienhaus zusammen. «Die Nachfrage ist riesig», berichtet Projektleiterin Sabine Weber. «Wir könnten drei weitere Häuser füllen.» Das zeigt, wie groß der Bedarf ist.
Die Landesregierung hat das Problem erkannt und 2023 ein Förderprogramm für inklusives Wohnen aufgelegt. 15 Millionen Euro stehen bereit. Doch Betroffenenverbände kritisieren, dass die bürokratischen Hürden für Antragsteller zu hoch seien.
Die Situation erinnert mich an ein Gespräch mit einer Mutter aus Münster vor einigen Jahren. Sie sagte damals: «Mein Sohn mit Down-Syndrom will ausziehen, aber wir finden einfach nichts Passendes.» Diese Lücke besteht noch immer.
In der Praxis zeigt sich: Wo es gut funktioniert, profitieren alle. In einer Wohngemeinschaft in Bielefeld unterstützen sich die Bewohner gegenseitig. «Hier lerne ich jeden Tag etwas Neues», sagt Bewohnerin Lena Meyer, die eine Lernbehinderung hat.
Die Frage bleibt: Wann wird selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Behinderung in NRW endlich zur Normalität? Ein Recht darauf haben sie längst.