Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn besucht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Deutschland für einen offiziellen Staatsbesuch. Am Montag trifft er in Berlin ein, wo ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit militärischen Ehren empfangen wird. Nach Angaben des Bundespräsidialamts soll das zweitägige Programm die «unerschütterliche Solidarität Deutschlands mit der Ukraine» unterstreichen.
Die Reise findet in einer kritischen Phase statt. Die ukrainischen Streitkräfte stehen unter massivem Druck an der Ostfront, während in Berlin gerade heftig über weitere Waffenlieferungen diskutiert wird. Beobachter sehen in dem Timing kein Zufall. «Selenskyj kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, um persönlich für mehr Unterstützung zu werben», erklärt Sicherheitsexperte Johannes Varwick von der Universität Halle-Wittenberg.
Der Staatsbesuch umfasst mehrere Höhepunkte: Nach dem Empfang durch Steinmeier ist ein Vier-Augen-Gespräch im Schloss Bellevue geplant, gefolgt von einem Staatsbankett am Abend. Am Dienstag wird Selenskyj im Bundestag eine Rede halten und anschließend mit Bundeskanzler Olaf Scholz zusammentreffen.
Als ich vor zwei Monaten in Kiew war, spürte man die Anspannung in Regierungskreisen deutlich. Ein Berater Selenskyjs sagte mir damals: «Wir brauchen nicht nur Solidaritätsbekundungen, sondern konkrete Hilfe – und zwar schnell.»
Die Bundesregierung hat bereits ein neues Hilfspaket im Umfang von 1,4 Milliarden Euro angekündigt, das während des Besuchs finalisiert werden soll. Für die Ukraine steht viel auf dem Spiel. In Hamburg, wo eine große ukrainische Community lebt, werden die Ergebnisse des Staatsbesuchs mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt.
Was dieser Besuch für die weitere Unterstützung der Ukraine bedeutet, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die symbolische Bedeutung eines Staatsbesuchs – die höchste Form diplomatischer Würdigung – sendet ein starkes Signal. Die Frage ist nur, ob Symbole allein ausreichen werden.