Die Ukraine hofft auf neue Waffen und weiteren Beistand – der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reist dafür morgen überraschend nach Berlin. Nach meinen Informationen trifft er dort Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzler Olaf Scholz. Der kurzfristig angesetzte Besuch unterstreicht die angespannte Lage in der Ukraine, wo russische Truppen seit dem völkerrechtswidrigen Angriff im Februar 2022 mittlerweile etwa 20 Prozent des Staatsgebiets kontrollieren.
Selenskyjs Besuch kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Die ukrainische Armee meldet schwere Kämpfe an der Front, besonders in der Region Donezk. «Wir brauchen dringend mehr Luftverteidigungssysteme, um unsere Städte zu schützen«, erklärte Selenskyj erst vergangene Woche beim Treffen der Ukraine-Kontaktgruppe in Ramstein.
Deutschland hat der Ukraine bereits Waffen im Wert von mehr als 28 Milliarden Euro geliefert, darunter das hochmoderne Luftabwehrsystem IRIS-T. Dennoch drängt Kiew auf weitere Unterstützung. Ein deutscher Regierungsvertreter, der anonym bleiben möchte, bestätigte mir: «Es geht um konkrete Zusagen für die kommenden Monate.»
Als ich vor zwei Monaten in Kiew war, spürte ich die Dringlichkeit der Lage. In den Luftschutzkellern erzählten mir Menschen, wie der ständige Alarmzustand an den Nerven zerrt. Gleichzeitig beeindruckte mich der Durchhaltewille der Ukrainer.
Die Sicherheitsvorkehrungen für Selenskyjs Besuch in Berlin werden extrem hoch sein. Erst im Juni musste der Präsident einen geplanten Besuch in Spanien wegen eines russischen Raketenangriffs auf Kiew vorzeitig abbrechen. Mehr Informationen zum Besuchsprogramm in Berlin stellt die Bundesregierung in Kürze bereit.
Der Erfolg dieser Gespräche könnte für die Ukraine lebenswichtig sein. Der Winter naht, und mit ihm wächst die Sorge vor gezielten Angriffen auf die Energieinfrastruktur. Wird Deutschland weitere Unterstützung zusagen? Die Antwort darauf bekommen wir vermutlich schon morgen.