Die traditionelle SGS Schmiede kündigt heute einen drastischen Stellenabbau an: 350 der insgesamt 820 Arbeitsplätze sollen am Standort Kleinstadt wegfallen. Der Schritt erfolgt nach anhaltenden Auftragsrückgängen im Automobilsektor, dem Hauptkunden des seit 1903 bestehenden Traditionsunternehmens. Die Nachricht erschüttert die wirtschaftlich ohnehin angeschlagene Region.
Für viele Familien ist es ein Schock. «Mein Vater hat hier gearbeitet, ich arbeite hier seit 23 Jahren. Was soll ich jetzt machen?«, fragt Maschinenbediener Thomas Müller (47) mit zittriger Stimme. Die Schmiede gehört zu den letzten großen Arbeitgebern in der strukturschwachen Gegend. Nach Angaben der Gewerkschaft IG Metall fehlen vergleichbare Arbeitsplätze im Umkreis von 50 Kilometern.
Unternehmensleiter Hartmut Becker erklärt die Entscheidung mit «unausweichlichen Anpassungen an die Transformation der Automobilindustrie«. Der Bedarf an geschmiedeten Komponenten sei durch den Umstieg auf Elektrofahrzeuge eingebrochen.
Die Regionalpolitik reagiert mit Krisengesprächen. Landrätin Sabine Weber hat einen Runden Tisch einberufen. «Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz«, betont sie. Ein Rettungskonzept soll staatliche Hilfen mit Umschulungen kombinieren.
Als ich durch die historische Werkshalle ging, sah ich die Gesichter der Mitarbeiter – eine Mischung aus Wut, Resignation und Sorge. Menschen, deren Existenz nun auf dem Spiel steht. In der Stadt selbst macht sich die Angst vor einem Domino-Effekt breit. Kleinere Zulieferer und lokale Geschäfte könnten folgen.
Die nächsten Wochen werden entscheiden, ob das Traditionsunternehmen eine Zukunft hat. Die Frage bleibt: Kann die Industrieregion den wirtschaftlichen Wandel meistern, oder verliert sie ein weiteres Stück ihrer Identität? Für viele Menschen geht es um weit mehr als nur einen Job.