Die Fahrt in die elektrische Zukunft beginnt an der Elbe. In Hamburg-Harburg eröffnet Shell morgen ein neues Testzentrum für Elektrofahrzeuge. Der Energiekonzern investiert mehr als fünf Millionen Euro in die Anlage, auf der vor allem schwere Nutzfahrzeuge wie LKW unter realen Bedingungen getestet werden können. Hamburg bestätigt damit seine Rolle als Vorreiter der Elektromobilität in Deutschland.
An der neuen Anlage im Hafen Harburg können Elektro-LKW mit bis zu einer Megawattstunde in weniger als 30 Minuten geladen werden – genug Energie für mehrere hundert Kilometer Fahrstrecke. «Wir erleben gerade den entscheidenden Moment für die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs», erklärt Dr. Fabian Ziegler, Deutschlandchef von Shell. Solche Schnellladesysteme gelten als Schlüsseltechnologie für den klimafreundlichen Güterverkehr.
Was mich bei meinem Besuch vor Ort besonders beeindruckt hat: Die Dimension der Technik. Die Ladekabel sind so dick wie ein Unterarm und wiegen mehrere Kilogramm. Die Stellflächen sind großzügig dimensioniert, damit 40-Tonner problemlos rangieren können.
Der Hamburger Wirtschaftssenator Michael Westhagemann sieht in dem Projekt einen wichtigen Baustein: «Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, müssen wir den Transportsektor grundlegend umbauen.» Laut Umweltbehörde verursacht der Güterverkehr in Hamburg etwa 30 Prozent der verkehrsbedingten CO2-Emissionen.
Täglich fahren über 13.000 LKW durch den Hamburger Hafen. Würden diese elektrisch betrieben, könnte die Hansestadt ihren CO2-Ausstoß erheblich senken. Allerdings fehlt es bislang an passender Ladeinfrastruktur. Das neue Testzentrum soll diese Lücke schließen helfen und gleichzeitig als Innovationshub dienen.
Nach zahlreichen Gesprächen mit Spediteuren aus der Region wird mir klar: Die Branche steht der Elektromobilität grundsätzlich offen gegenüber, hadert aber noch mit hohen Anschaffungskosten und Sorgen um die Reichweite. Das Shell-Testzentrum könnte diese Bedenken zerstreuen.
Ob Elektro-LKW den Durchbruch schaffen, hängt von Projekten wie diesem ab. Die Frage bleibt: Können wir es uns leisten, beim Klimaschutz im Transportsektor auf die Bremse zu treten?