Die Zahl der Geburten in Deutschland sinkt dramatisch – seit 2016 ist sie um fast 19 Prozent zurückgegangen. Besonders alarmierend: Im ersten Quartal 2024 wurden rund 25.000 weniger Kinder geboren als im Vorjahreszeitraum. Wer durch Düsseldorfs Wohnviertel spaziert, bemerkt es längst: Spielplätze bleiben zunehmend leer, Kitas haben freie Plätze. Die demografische Lage spitzt sich zu, mit weitreichenden Folgen für unser Sozialsystem und die wirtschaftliche Zukunft.
Als ich vor 15 Jahren über die Finanzkrise berichtete, waren die Sorgen der Menschen greifbarer – heute sind sie diffuser, aber nicht weniger real. Viele junge Paare, mit denen ich spreche, nennen wirtschaftliche Unsicherheit als Hauptgrund gegen Kinder. «Wir würden gerne, können es uns aber schlicht nicht leisten», erklärt mir Lisa M. (32) aus Frankfurt, die als Lehrerin arbeitet. Ihr Partner ist selbstständig, beide verdienen überdurchschnittlich – und zögern trotzdem.
Die Gründe sind vielschichtig: Explodierende Wohnkosten, schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mangelnde Betreuungsangebote. «Deutschland hat kein kinderfreundliches Klima entwickelt«, erklärt Prof. Dr. Michaela Kreyenfeld vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung. Anders als in Frankreich oder Skandinavien fehlt es an verlässlichen Strukturen.
Hinzu kommt ein psychologischer Faktor: In Zeiten multipler Krisen – Klimawandel, geopolitische Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheit – wächst die Zukunftsangst. Viele Paare fragen sich: Welche Welt hinterlassen wir unseren Kindern?
Die politischen Antworten bleiben bislang zaghaft. Dabei braucht es einen großen Wurf: bessere Betreuungsangebote, familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle, bezahlbaren Wohnraum. Was mich nachdenklich stimmt: Länder mit höherer sozialer Sicherheit haben oft höhere Geburtenraten. Die Entscheidung für Kinder ist immer persönlich – aber die Rahmenbedingungen dafür schafft die Gesellschaft.