In München verändert sich derzeit der Nahverkehr – fast unbemerkt für die Fahrgäste. Die Deutsche Bahn stattet S-Bahnen mit intelligenten Sensoren aus, die die Auslastung in Echtzeit messen. Das System namens «Lightgate» erfasst mittels Lichtschranken an den Türen, wie viele Menschen ein- und aussteigen. Die ersten Ergebnisse nach vier Monaten Testbetrieb liegen nun vor.
Der morgendliche Pendlerstrom ist besonders stark an der Donnersbergerbrücke, wo zwischen 7 und 8 Uhr durchschnittlich 4700 Passagiere ein- und aussteigen. «Mit den neuen Daten können wir erstmals genau sehen, wo und wann unsere Kapazitäten nicht ausreichen», erklärt Heiko Büttner, Leiter des S-Bahn-Betriebs München. Die Sensoren messen zudem, wie viele Fahrgäste tatsächlich in den Zügen sitzen – eine Information, die bisher nur geschätzt werden konnte.
Als Journalistin habe ich die Technik selbst getestet. Was mich überrascht: Die Sensoren können nicht nur zählen, sondern sogar erkennen, wenn Fahrgäste die Türen blockieren. «Das System hilft uns, Verspätungen zu analysieren und gezielt zu reduzieren», sagt Bahnsprecher Marcel Deininger. Laut Deutscher Bahn könnte die Pünktlichkeit durch optimierte Abläufe um bis zu fünf Prozent steigen.
Für die Fahrgäste soll es bald konkrete Vorteile geben. Die Bahn plant, die Echtzeitdaten zur Auslastung in ihrer App anzuzeigen. Pendler könnten so volle Züge meiden. In Hamburg funktioniert Ähnliches bereits. Kritiker sehen dennoch Probleme: «Die Grundursache für Überfüllung ist nicht mangelnde Information, sondern zu wenig Züge», meint der Fahrgastverband Pro Bahn.
Nach dem Testlauf in München soll das System bundesweit zum Einsatz kommen. Die Frage bleibt: Wird die smarte Technik den Nahverkehr tatsächlich verbessern oder nur die Probleme besser dokumentieren?