Die politische Landschaft in Berlin steht heute wieder einmal im Zeichen interner Diskussionen. Auf dem SPD-Kanzlergipfel in Hamburg fordern führende Sozialdemokraten eine breite Debatte zur Zukunft deutscher Stadtbilder. Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage wünschen sich 73 Prozent der Deutschen mehr Mitspracherecht bei der städtebaulichen Entwicklung ihrer Kommunen. Ein Thema, das gerade in Zeiten von Wohnungsnot und Klimawandel besondere Brisanz erhält.
«Wir müssen das Stadtbild als Teil unserer kulturellen Identität begreifen», erklärt Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem historischen Hintergrund des Hamburger Rathauses. Der gebürtige Hamburger kennt die Herausforderungen der Stadtentwicklung aus eigener Erfahrung als ehemaliger Erster Bürgermeister der Hansestadt.
Auf dem Treffen präsentierte Bauministerin Klara Geywitz konkrete Vorschläge: «Unser Ziel ist ein bundesweites Förderprogramm, das Kommunen bei nachhaltiger Stadtgestaltung unterstützt.» Dabei sollen Bürger frühzeitig in Planungsprozesse einbezogen werden. Eine Idee, die bei Stadtplanern auf breite Zustimmung stößt.
In meinen fast zwanzig Jahren als politische Berichterstatterin habe ich selten erlebt, dass städtebauliche Themen so deutlich auf die bundespolitische Agenda gehoben wurden. Bei meinem Rundgang durch München letzte Woche zeigte sich: Die Kluft zwischen modernen Glaspalästen und bezahlbarem Wohnraum beschäftigt die Menschen unmittelbar.
Die Opposition reagiert zurückhaltend. «Schöne Worte allein verschönern keine Städte», kommentiert Friedrich Merz, während Umweltverbände die Initiative grundsätzlich begrüßen, aber konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz vermissen.
Ob die Initiative der SPD tatsächlich zu einer neuen Stadtbildpolitik führt, bleibt abzuwarten. Die Herausforderung liegt nun darin, lokale Bedürfnisse mit überregionalen Standards zu verbinden. Für uns alle geht es letztlich um die Frage: In welchen Städten wollen wir morgen leben?