Die Debatte über die Zukunft des Berliner Stadtbilds erreicht neue Eskalationsstufen. Seit die CDU-geführte Senatsverwaltung für Stadtentwicklung einen «Stadtbild-Gipfel» angekündigt hat, prallen die Meinungen von Architekten, Stadtplanern und Politikern unversöhnlich aufeinander. Nach Angaben der Senatsverwaltung sollen bei dem Gipfel «klare ästhetische Leitlinien» für künftige Bauvorhaben festgelegt werden – ein Vorhaben, das bei vielen Fachleuten auf massive Kritik stößt.
«Was hier versucht wird, ist ein massiver Angriff auf die Freiheit der Architektur«, sagt Prof. Claudia Meyer vom Berliner Architektenverband. Die renommierte Architektin warnt vor einer «Geschmacksdiktatur durch die Hintertür». Tatsächlich birgt die Initiative des konservativen Bausenators Christian Gaebler politischen Sprengstoff: Hinter vorgehaltener Hand sprechen viele von einem Kulturkampf um die Stadtgestalt.
Ich verfolge die Berliner Stadtentwicklungspolitik seit über einem Jahrzehnt und selten habe ich eine Debatte erlebt, die so erbittert geführt wird. Auf der einen Seite stehen die Befürworter einer Rückbesinnung auf klassische Bauformen, auf der anderen jene, die in moderner Architektur einen notwendigen Ausdruck unserer Zeit sehen.
Besonders umstritten sind die geplanten Gestaltungsvorgaben für die historische Mitte. Der Stadtplaner Thomas Krüger unterstützt die Initiative: «Berlin braucht mehr Identität und weniger gesichtslose Investorenarchitektur.» Eine Bürgerinitiative sammelte bereits über 12.000 Unterschriften gegen den Gipfel.
Die Zukunft des Berliner Stadtbilds bleibt vorerst ungewiss. In drei Wochen soll der umstrittene Gipfel stattfinden – doch einige eingeladene Architekten haben ihre Teilnahme bereits abgesagt. Die Frage, wem die Stadt gehört und wer über ihr Aussehen entscheiden darf, wird Berlin noch lange beschäftigen. Und sie geht uns alle an.