Die Nacht in Stuttgart war lang – für Anwohner, Einsatzkräfte und alle, die das steigende Wasser beobachteten. Heftige Regenfälle ließen Bäche und Flüsse gestern im gesamten Südwesten anschwellen. In manchen Stadtteilen standen Straßen kniehoch unter Wasser, Keller liefen voll. Der Deutsche Wetterdienst hatte nicht umsonst die höchste Warnstufe ausgerufen.
«In 30 Jahren Feuerwehrdienst habe ich so etwas selten erlebt», sagt Einsatzleiter Markus Weber, während er in Feuerbach eine überflutete Unterführung absperrt. Das Wasser kam nicht nur von oben – es drückte auch aus der Kanalisation nach oben. Die Folge: Innerhalb weniger Stunden musste die Feuerwehr zu über 200 Einsätzen ausrücken.
Besonders kritisch ist die Lage am Neckar. Laut Hochwasservorhersagezentrale stieg der Pegel in Stuttgart-Untertürkheim seit gestern Abend um fast einen Meter. «Wir rechnen mit weiteren Anstiegen in den nächsten Stunden», warnt ein Sprecher des Umweltministeriums. Anwohner in ufernähe wurden aufgefordert, ihre Fahrzeuge in Sicherheit zu bringen.
Als ich heute Morgen entlang des Feuerbachs unterwegs war, sah ich besorgte Gesichter. Eine ältere Dame steht vor ihrem Haus in Bad Cannstatt, das Wasser bereits an der untersten Stufe. «1994 stand das Wasser bis in mein Wohnzimmer», erinnert sie sich. «Hoffentlich bleibt uns das diesmal erspart.»
Die Stadtwerke bitten dringend, den Wasserverbrauch einzuschränken. In manchen Stadtteilen wurde die Stromversorgung präventiv abgeschaltet. Bürgermeisterin Heike Mayer appelliert an die Stuttgarter: «Bleiben Sie wenn möglich zu Hause und vermeiden Sie Kellerräume.»
Die Wettervorhersage gibt wenig Grund zur Entspannung. Bis morgen werden weitere Regenfälle erwartet. Besonders die Frage bleibt: Wie werden die bereits gesättigten Böden die zusätzliche Wassermenge aufnehmen? Die nächsten 48 Stunden werden entscheidend sein.