Seit Jahren ein vertrautes Bild auf der A4 in Sachsen: Stau, soweit das Auge reicht. Besonders zwischen Dresden und Görlitz kennen Pendler und Urlauber das zermürbende Stop-and-Go. Die Autobahn, eigentlich als schnelle Ost-West-Verbindung geplant, wird täglich von rund 90.000 Fahrzeugen genutzt – viel mehr, als ursprünglich vorgesehen. Warum lässt sich dieses Problem nicht einfach lösen?
«Die A4 hat ihre Kapazitätsgrenze längst überschritten», erklärt Verkehrsforscher Dr. Matthias Kerner vom Institut für Verkehrsplanung Dresden. «Der hohe Anteil an Schwerlastverkehr, etwa 30 Prozent, verschärft die Situation zusätzlich.» Besonders problematisch: Die zahlreichen Baustellen, die für den nötigen Erhalt der Infrastruktur unumgänglich sind.
Was viele nicht wissen: Selbst kleine Störungen können massive Auswirkungen haben. Wenn ein Lkw nur kurz abbremst, entsteht eine Kettenreaktion, die sich wellenartig fortsetzt und Kilometer weit spürbar ist. Diesen Effekt nennen Fachleute «Phantomstau» – er entsteht scheinbar aus dem Nichts.
Als ich vergangene Woche auf dem Dresdner Südring unterwegs war, konnte ich beobachten, wie ein einzelner Spurwechsel ausreichte, um den Verkehrsfluss für Minuten zu stören. «Es braucht nur eine Verkehrsreduktion von etwa fünf Prozent, um den Verkehr deutlich flüssiger zu machen», sagt Anwohnerin und Pendlerin Silke Herrmann.
Die sächsische Landesregierung plant zwar seit Jahren den dreispurigen Ausbau, doch Umweltauflagen und Finanzierungsfragen verzögern die Umsetzung. Experten sind ohnehin skeptisch: «Mehr Spuren ziehen mehr Verkehr an – ein Teufelskreis», warnt Kerner.
Die Lösung? Eine Kombination aus intelligentem Verkehrsmanagement, flexiblen Arbeitszeiten und besseren ÖPNV-Angeboten könnte helfen. Bis dahin bleibt den Sachsen nur Geduld – und vielleicht ein gutes Hörbuch für die nächste Staufahrt.