Die deutsche Gasindustrie steht vor einem unerwarteten Problem: Mitten in Zeiten von Versorgungssicherheitsdebatten plant Uniper, Deutschlands größter Gasimporteur, bis zu sieben seiner unterirdischen Speicher stillzulegen. Das Unternehmen begründet den Schritt mit mangelnder Wirtschaftlichkeit – die Speicher seien schlicht nicht mehr rentabel zu betreiben.
Es ist ein Paradoxon, das mich seit Wochen beschäftigt. Während wir in Düsseldorf noch immer über Versorgungssicherheit diskutieren, werden Kapazitäten abgebaut. Die betroffenen Speicher, hauptsächlich in Norddeutschland gelegen, machen etwa 3,4 Prozent der deutschen Gesamtkapazität aus.
«Die Speicher werden aus rein wirtschaftlichen Gründen geschlossen», erklärt Sebastian Bleschke, Geschäftsführer des Branchenverbands INES. «Die aktuellen Marktbedingungen lassen keinen wirtschaftlichen Betrieb mehr zu.» Das Problem liegt in der Preisstruktur: Die Differenz zwischen Sommer- und Wintergaspreisen – die sogenannte Saisonale Spreizung – ist zu gering, um die Betriebskosten zu decken.
Was mir in Gesprächen mit Branchenvertretern immer wieder begegnet: Der Markt honoriert Versorgungssicherheit nicht ausreichend. Uniper, das nach der Gaskrise staatlich gestützt wurde, muss nun betriebswirtschaftliche Entscheidungen treffen, die möglicherweise volkswirtschaftlich fragwürdig sind.
Experten der Bundesnetzagentur sehen dennoch keine unmittelbare Gefahr für die Versorgungssicherheit. Deutschland verfüge weiterhin über ausreichende Speicherkapazitäten, heißt es. Zudem sind alternative Gasquellen wie LNG-Terminals hinzugekommen.
Der Fall zeigt ein grundlegendes Dilemma unserer Energiewirtschaft: Versorgungssicherheit hat einen Wert, der sich nicht immer in Marktpreisen widerspiegelt. Die Politik muss nun entscheiden, ob sie eingreift – oder ob sie auf die unsichtbare Hand des Marktes vertraut. Die Frage ist nicht nur für Experten relevant: Am Ende geht es um die Kosten, die wir alle für ein sicheres Energiesystem zu tragen bereit sind.