Bei der Ratssitzung in Möhnesee eskalierte gestern Abend ein jahrelang schwelender Konflikt zwischen Politik und Verwaltung. Im vollbesetzten Sitzungssaal des Rathauses kam es zum offenen Schlagabtausch zwischen Bürgermeisterin Frau Weber und mehreren Ratsmitgliedern. Auslöser war die Entscheidung über ein geplantes Baugebiet am Südufer, das seit über zwei Jahren kontrovers diskutiert wird.
Der Streit entzündete sich an fehlenden Unterlagen, die laut Opposition bereits vor drei Monaten angefordert wurden. «Wir können keine fundierten Entscheidungen treffen, wenn grundlegende Informationen zurückgehalten werden«, kritisierte Fraktionsvorsitzender Markus Pohl (CDU) sichtlich erregt. Die Bürgermeisterin wies die Vorwürfe zurück: «Meine Verwaltung arbeitet am Limit. Wir können nicht jede Anfrage sofort bedienen.«
Besonders brisant: Mehrere Ratsmitglieder warfen der Verwaltungschefin vor, gezielt Informationen zu filtern. Eine Behauptung, die ich in meinen fast zwanzig Jahren als politische Berichterstatterin in ähnlicher Form immer wieder höre – meist ein Zeichen für tiefgreifende Vertrauensprobleme.
Als der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Müller die Kompetenz der Verwaltung in Frage stellte, eskalierte die Situation vollends. «Was hier passiert, grenzt an Arbeitsverweigerung«, sagte Müller. Die Bürgermeisterin verließ daraufhin kurzzeitig den Saal, was für Tumult unter den zahlreichen Zuschauern sorgte.
Wie eine Umfrage unter den etwa 60 anwesenden Bürgern zeigte, verliert die Gemeindepolitik zunehmend an Rückhalt. «So geht das schon seit Jahren, nur wird es immer schlimmer», meinte Anwohnerin Heike Bauer, die sich selbst als «politisch interessiert, aber enttäuscht» bezeichnet.
Die Fronten scheinen verhärtet. Für die Entwicklung der Gemeinde am Möhnesee könnte dieser Konflikt weitreichende Folgen haben. Besonders die anstehenden Entscheidungen zur Tourismusförderung und zum neuen Gewerbegebiet drohen im Streit unterzugehen. Am Ende bleibt die Frage: Wie lange kann eine Gemeinde funktionieren, wenn ihre gewählten Vertreter und die Verwaltung nicht mehr miteinander sprechen können?