Ein kleines Nagetier hat gestern Teile von Stuttgart lahmgelegt. In Bad Cannstatt und angrenzenden Gebieten waren rund 30.000 Menschen plötzlich ohne Strom. Das Tier war in eine Umspannstation eingedrungen und verursachte gegen 10:30 Uhr einen Kurzschluss, der weite Teile des Stadtteils in Dunkelheit hüllte.
«So etwas kommt leider immer wieder vor», erklärt Michael Gutjahr von Stuttgart Netze. «Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen finden Kleintiere manchmal einen Weg in die Anlagen.» Die Folgen waren weitreichend: Ampeln fielen aus, Geschäfte mussten schließen, und die Stadtbahn stand still. Besonders betroffen waren Bad Cannstatt, Teile der Altstadt und Gebiete um den Neckar.
In meinen fast zwanzig Jahren als Reporterin habe ich ähnliche Vorfälle mehrfach erlebt – der Stuttgarter Fall erinnert mich an einen Stromausfall in Hamburg vor drei Jahren, als ein Marder eine ganze Einkaufsstraße lahmlegte. Was für das einzelne Tier tödlich endet, stellt unsere technisierte Gesellschaft vor erstaunliche Herausforderungen.
Die Techniker arbeiteten auf Hochtouren und konnten bereits nach 40 Minuten die meisten Haushalte wieder versorgen. Einige Bereiche blieben jedoch bis zum Nachmittag ohne Strom. Eine ältere Dame aus Bad Cannstatt meinte schmunzelnd: «Da sieht man mal wieder, wie abhängig wir von der Technik sind – und wie verletzlich.»
Der Vorfall wirft Fragen zur Sicherheit kritischer Infrastruktur auf. Während Stuttgart Netze nun Maßnahmen prüft, um die Anlagen besser gegen tierische Eindringlinge zu schützen, bleibt die Erkenntnis: Manchmal sind es die kleinsten Lebewesen, die unseren Alltag am nachhaltigsten stören können.