Wenn nachts in Berlin plötzlich das Licht ausgeht, beginnt für Marco Wendland und sein Team der Ernstfall. Die Notfallbereitschaft der Stromnetz Berlin GmbH rückt bei jedem Wetter aus – egal ob Schneeregen, Sturm oder sommerliche Hitze. Allein im vergangenen Jahr gab es berlinweit fast 2.000 ungeplante Stromausfälle, die durchschnittlich 26 Minuten dauerten.
„Man weiß nie, was einen erwartet», erzählt Wendland, während er die Ausrüstung im Einsatzfahrzeug überprüft. Der gelernte Elektriker ist seit acht Jahren im Notdienst tätig. „Manchmal ist es nur eine durchgebrannte Sicherung, manchmal ein komplexer Kabelschaden.» In seinem Team arbeiten Spezialisten, die Berlins unterirdisches Stromnetz wie ihre Westentasche kennen.
Die Gründe für Stromausfälle sind vielfältig: Bauarbeiten, bei denen Kabel beschädigt werden, Materialermüdung oder extreme Wetterereignisse. Besonders heikel wird es, wenn ein ganzer Straßenzug betroffen ist. „Bei einem größeren Ausfall im Wedding letzte Woche mussten wir unter Hochdruck arbeiten – ein Pflegeheim war ohne Strom», erinnert sich Wendland.
Die meisten Berliner nehmen die ständige Stromversorgung als selbstverständlich hin. Dabei arbeiten im Hintergrund rund 100 Notdiensttechniker in wechselnden Schichten. „Es ist kein Job für jedermann», sagt Energietechnikerin Sabine Müller. „Man braucht starke Nerven und muss bei Wind und Wetter funktionieren.»
Was mich bei meinen Recherchen beeindruckt hat: Diese Teams arbeiten oft unsichtbar für die Öffentlichkeit. In einem Umspannwerk in Kreuzberg zeigte mir ein Techniker stolz die frisch reparierten Anlagen nach einem nächtlichen Einsatz – für die Anwohner war der Stromausfall da längst vergessen.
Die Herausforderungen für Berlins Stromnetz wachsen: Mehr E-Autos, Wärmepumpen und digitale Geräte erhöhen den Strombedarf. „Wir modernisieren kontinuierlich», erklärt ein Sprecher der Stromnetz Berlin. Doch eines bleibt: Wenn der Strom ausfällt, sind die Notdienst-Teams unsere unbesungenen Helden im Alltag.