Die Sturmflut rollte nachts über die Elbe und setzte den Hamburger Fischmarkt komplett unter Wasser. Straßen verwandelten sich in reißende Flüsse, als der Pegelstand auf über 3,33 Meter über Normalnull stieg. Für zwei Jugendliche wurde die Naturgewalt am Samstag zur lebensbedrohlichen Falle – sie mussten von Rettungskräften aus ihrer prekären Lage befreit werden.
Die beiden 16-Jährigen waren trotz offizieller Warnungen im Bereich der Sturmflutschutzanlagen unterwegs, als das Wasser rasant anstieg. Sie flüchteten auf einen Baum und saßen dort fest. «Die Strömung war so stark, dass sie nicht mehr zurückkonnten», erklärt Einsatzleiter Torsten Wessely von der Feuerwehr Hamburg. «Wir haben sie mit einem Schlauchboot erreicht und in Sicherheit gebracht.»
Am Fischmarkt gingen die Bilder um, die hier zum Hamburger Leben gehören und doch jedes Mal aufs Neue beeindrucken: Hochwasser bis zu den Markthallen, parkende Autos, die in den Fluten versinken. Viele Schaulustige kamen trotz des Sturms, um das Naturschauspiel zu beobachten.
«Seit 20 Jahren berichte ich über Sturmfluten in Hamburg, aber die Faszination und der Respekt vor dem Wasser bleiben», erzählt mir ein älterer Fischer, der seinen Kutter rechtzeitig in Sicherheit gebracht hatte. «Die Leute unterschätzen immer wieder, wie schnell das Wasser kommt.»
Insgesamt musste die Feuerwehr zu mehreren Einsätzen ausrücken. Im Stadtteil HafenCity wurden Keller überflutet, in St. Pauli drohten Baustellenabsperrungen wegzuschwimmen. Der ADAC warnte vor überfluteten Straßen im gesamten Hafengebiet.
Was bleibt, ist die Erleichterung, dass niemand ernsthaft zu Schaden kam – und die Mahnung, Naturgewalten nicht zu unterschätzen. Während Hamburg die Aufräumarbeiten beginnt, werfen Klimaexperten bereits die Frage auf: Werden solche Ereignisse mit dem Klimawandel häufiger? Die Antwort könnte unser Verhältnis zur Elbe grundlegend verändern.