Die Nordseeküste erlebt derzeit eine der stärksten Sturmfluten der letzten Jahre. In der Nacht zum Freitag wurden zahlreiche Küstenorte von Wassermassen überflutet. In Dagebüll stehen Fähranleger und Parkplätze unter Wasser, während in Nordstrand ein Campingplatz vollständig überschwemmt wurde. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Orkanböen bis 120 km/h, die noch bis Samstag anhalten sollen.
«Es ist eine äußerst kritische Situation«, erklärt Küstenschutzexperte Michael Krüger. «Seit 40 Jahren erlebe ich immer häufigere extreme Wetterlagen an der Küste. Was früher als Jahrhundertereignis galt, kommt jetzt fast jährlich vor.» Die Wasserstände liegen stellenweise mehr als zwei Meter über dem normalen Niveau.
Der Fährverkehr zu den Inseln ist komplett eingestellt. Hunderte Touristen sitzen fest, während Einheimische mit Sandsäcken ihre Häuser schützen. Als ich heute Morgen mit dem Fischer Jan Petersen sprach, zeigte er auf seinen überfluteten Kutter: «Ich habe ihn extra mit Stahlseilen gesichert. 2013 habe ich schon ein Boot verloren.»
Besonders dramatisch ist die Lage auf den Halligen, wo nur noch die Warften aus dem Wasser ragen. Die Deichverbände sind im Dauereinsatz. Experten sehen darin ein Warnsignal: Die steigenden Meeresspiegel machen solche Extremereignisse zum «neuen Normal» an den deutschen Küsten. Was uns die Sturmflut über den Klimawandel verrät, darüber werden wir noch lange diskutieren müssen.