Der Prozess um den tödlichen Angriff auf der Stuttgarter Königstraße endete gestern mit einem klaren Urteil: Drei Brüder müssen wegen gemeinschaftlichen Totschlags für mehrere Jahre ins Gefängnis. Die Männer im Alter von 16, 18 und 21 Jahren hatten im vergangenen Sommer einen 23-jährigen Mann so schwer verprügelt und getreten, dass er kurz darauf seinen Verletzungen erlag. Laut Gericht war es nach einem zunächst banalen Streit zu der tödlichen Eskalation gekommen.
Die Haupttäter erhielten Haftstrafen von acht und sieben Jahren, der 16-jährige Bruder muss für fünf Jahre ins Jugendgefängnis. «Die Brutalität und Rücksichtslosigkeit des Angriffs war erschreckend», erklärte der vorsitzende Richter in seiner Urteilsbegründung. Zeugenaussagen bestätigten, dass die Brüder auch dann noch auf den bereits am Boden liegenden Mann eintraten, als dieser sich längst nicht mehr wehren konnte.
Der Fall hatte in Stuttgart für große Bestürzung gesorgt. Als Reporterin habe ich die Gerichtsverhandlung begleitet und die Betroffenheit der Stadtgesellschaft hautnah miterlebt. «Dieser sinnlose Tod mitten in unserer Fußgängerzone hat viele Menschen tief erschüttert», sagte mir Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper.
Bei meinen Gesprächen mit Anwohnern und Geschäftstreibenden der Königstraße wurde deutlich: Viele sorgen sich um die Sicherheit in der Innenstadt. Nach einer Studie des städtischen Sicherheitsrats hat die gefühlte Unsicherheit in der Stuttgarter City seit diesem Vorfall deutlich zugenommen.
Das Urteil wird von vielen als gerecht empfunden, kann den Verlust für die Familie des Opfers jedoch nicht lindern. Wie geht eine Stadt mit solchen Gewaltexzessen um? Diese Frage beschäftigt Stuttgart noch lange nach dem Urteil. Mehr Polizeipräsenz und Präventionsprogramme sind geplant, doch ob sie ausreichen werden, bleibt offen.