Die Durchsage kam plötzlich: «Bitte verlassen Sie umgehend den Bahnhof!» Am Mittwochnachmittag herrschte Ausnahmezustand am Stuttgarter Hauptbahnhof. Gegen 16 Uhr wurde das gesamte Gebäude wegen eines Polizeieinsatzes geräumt. Hunderte Reisende mussten draußen ausharren, während Beamte den Bahnhof absperrten. Laut Bundespolizei ging es um eine «Bedrohungslage».
Was genau passiert ist, blieb zunächst unklar. Die Polizei bestätigte nur, dass der komplette Zugverkehr eingestellt wurde. Vor den Bahnhofseingängen sammelten sich schnell Menschentrauben. «Ich wollte eigentlich nur nach Hause nach Ludwigsburg», erzählte mir Pendlerin Marion Schmitz (47). «Jetzt stehen wir hier und niemand weiß, wie lange es dauert.»
In der Umgebung des Bahnhofs waren Sirenen zu hören, mehrere Polizeifahrzeuge rasten mit Blaulicht heran. Besonders für ortsfremde Reisende war die Lage unübersichtlich. «Ich bin auf Geschäftsreise und sollte eigentlich den ICE nach Berlin nehmen», sagte Unternehmer Thomas Weber. «Mein Meeting morgen kann ich wohl vergessen.»
Gegen 17:30 Uhr gab die Bundespolizei dann Entwarnung. Der Verdacht habe sich nicht bestätigt, hieß es. Noch vor dem Abendverkehr konnten die ersten Züge wieder fahren. Bei der S-Bahn kam es allerdings noch bis in die Abendstunden zu Verspätungen.
Solche Evakuierungen sind in Stuttgart selten, aber keine Einzelfälle mehr. Erst im vergangenen Jahr musste der Bahnhof wegen eines verdächtigen Koffers geräumt werden. Die Sicherheitsbehörden reagieren seit den Terroranschlägen in Europa sensibel auf potenzielle Bedrohungen. Was bleibt, ist die Frage: Wie viel Sicherheit ist nötig, und wie viel Einschränkung müssen wir dafür in Kauf nehmen?