Die Geduldsprobe hat begonnen: Seit Freitagabend ist die S-Bahn-Stammstrecke in Stuttgart komplett gesperrt. Pendler stehen vor einer monatelangen Herausforderung, die bis Mitte September andauern wird. Der erste Werktag brachte bereits massive Probleme mit sich – überfüllte Busse, verspätete Ersatzverkehre und ratlose Fahrgäste an Bahnhöfen. Nach Angaben der Deutschen Bahn sind täglich rund 200.000 Fahrgäste von der Sperrung betroffen.
«Es ist ein Albtraum», sagt Monika Lehmann, die seit zehn Jahren von Ludwigsburg nach Stuttgart-Vaihingen pendelt. «Der Ersatzbus brauchte heute Morgen fast doppelt so lange wie meine übliche S-Bahn-Fahrt.» Die Bahn hatte zwar einen umfangreichen Ersatzverkehr mit 130 Bussen eingerichtet, doch die Kapazitäten reichten vielerorts nicht aus.
Besonders angespannt war die Lage am Hauptbahnhof und am Nordbahnhof, wo sich Hunderte Menschen an den Bushaltestellen drängten. Ich habe selbst beobachtet, wie Fahrgäste nach dreißigminütigem Warten aufgaben und auf alternative Verkehrsmittel umstiegen. Die Stadtbahnen der SSB waren entsprechend überfüllt.
Die Bahn begründet die Sperrung mit dringenden Modernisierungsarbeiten an Gleisen und technischen Anlagen. «Wir erneuern wesentliche Teile der Infrastruktur, um die Zuverlässigkeit langfristig zu verbessern», erklärt Projektleiter Thomas Weber. Kritiker bemängeln jedoch die mangelhafte Vorbereitung des Ersatzverkehrs.
In den kommenden Monaten wird sich zeigen, ob sich die Situation einspielt oder der Frust der Baden-Württemberger weiter zunimmt. Für viele stellt sich bereits jetzt die Frage: Lohnt sich der Umstieg aufs Auto – trotz aller Nachteile für Umwelt und Stadtverkehr?