Die Nacht ist tiefschwarz, als ich Sasa Musa vor einem der angesagtesten Clubs Stuttgarts treffe. Der 45-jährige Türsteher ist eine imposante Erscheinung – nicht nur wegen seiner Statur, sondern durch seine ruhige Präsenz. «Die meisten Menschen denken, mein Job sei Leute abzuweisen. Dabei geht es um Sicherheit für alle», erklärt er, während der Dezemberwind durch die Königstraße fegt.
Seit 17 Jahren arbeitet Musa in Stuttgarts Nachtleben. Er hat die Veränderungen hautnah miterlebt. «Früher waren es Schlägereien nach zu viel Alkohol. Heute sehen wir mehr Drogen und Messer», berichtet er. Die Kriminalstatistik der Landeshauptstadt bestätigt: Gewaltvorfälle mit Messern haben in den letzten drei Jahren um 28 Prozent zugenommen.
«Ein guter Türsteher erkennt Ärger, bevor er entsteht», sagt Musa und deutet auf eine Gruppe junger Männer, die lautstark die Straße entlangzieht. Seine Augen verengen sich kurz, entspannen sich dann wieder. «Die sind harmlos, nur laut.» Diese Menschenkenntnis hat ihm schon oft geholfen. Bei Gefahr hat er klare Regeln: «Reden, dann räumliche Trennung, im Notfall fixieren und Polizei rufen. Niemals selbst zuschlagen.«
Polizeihauptkommissar Thomas Weber vom Revier Mitte bestätigt: «Die Zusammenarbeit mit professionellen Sicherheitsdiensten ist essenziell für die Sicherheit im Nachtleben.» Seit dem Sicherheitskonzept 2021 gibt es regelmäßige Schulungen für Türsteher – eine Initiative, die Musa begrüßt.
Als ich ihn nach seinem gefährlichsten Erlebnis frage, zögert er kurz. Dann erzählt er von einer Messerstecherei vor zwei Jahren. «Ich habe den Typen erkannt, weil er nervös wirkte und seine Hand nicht aus der Tasche nahm.» Seine Intuition rettete damals vermutlich Leben.
Der Feierabend beginnt für Musa meist erst um fünf Uhr morgens. Dann fährt er zu seiner Familie nach Zuffenhausen. «Meine Tochter fragt manchmal, warum ich nachts arbeite. Ich sage ihr: Damit andere sicher feiern können.» Eine Antwort, die nachdenklich stimmt – während die Nacht in Stuttgart weitergeht.