Die geplante Verlegung des Frankfurter Suchthilfezentrums vom Hauptbahnhof in den Stadtteil Sachsenhausen sorgt weiterhin für hitzige Diskussionen. Bei einer Bürgerversammlung im Gemeindesaal der St. Bonifatiuskirche äußerten rund 200 Anwohner am Donnerstagabend ihre Bedenken gegenüber Vertretern der Stadt und des Trägervereins.
«Unsere Kinder spielen hier, wir leben hier – wir haben Angst vor Spritzen auf Spielplätzen und zunehmender Kriminalität», sagte Anwohnerin Maria Schneider, deren Wohnung nur 300 Meter vom geplanten Standort entfernt liegt. Die Stimmung im Saal schwankte zwischen besorgter Skepsis und offener Ablehnung.
Was mich besonders beeindruckt hat: Trotz der emotionalen Debatte blieben viele Bürger sachlich. Als ich vor fünf Jahren über ähnliche Konflikte in Baden-Württemberg berichtete, arteten solche Versammlungen oft in Geschrei aus. Hier in Frankfurt ist die Diskussionskultur – bei aller Härte in der Sache – erstaunlich respektvoll.
Sozialdezernentin Elke Weber-Braun verteidigte das Konzept: «Die Verlegung ist notwendig, um die Situation am Hauptbahnhof zu entlasten und gleichzeitig Suchtkranken besser helfen zu können.» Neue Statistiken zeigen, dass bereits 30 Prozent der Klienten aus Sachsenhausen und Umgebung kommen. Der Gesundheitsexperte Dr. Thomas Becker ergänzte: «Dezentrale Angebote haben sich in anderen Städten bewährt und führten nicht zu mehr Kriminalität.»
Die Stadt hat nach anhaltenden Protesten nun zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen und einen runden Tisch mit Anwohnern zugesagt. Die Eröffnung, ursprünglich für März 2025 geplant, könnte sich verzögern.
Wird Frankfurt einen Weg finden, soziale Verantwortung und Anwohnerinteressen zu vereinbaren? Die Antwort darauf hängt nicht nur von politischen Entscheidungen ab, sondern auch davon, ob alle Beteiligten bereit sind, aufeinander zuzugehen.