In Köln wird die Suchtproblematik rund um den Neumarkt immer sichtbarer. Die Stadt erwägt nun den Bau eines Suchthilfezentrums in Kalk, um die angespannte Situation zu entschärfen. Laut aktuellen Zahlen der Polizei stieg die Anzahl der Drogendelikte im Viertel um 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eine Entlastung des Neumarkts ist dringend nötig.
Seit Jahren gilt der Neumarkt als Brennpunkt. Anwohner und Geschäftstreibende klagen über Spritzenfunde und aggressive Bettler. Als ich gestern vor Ort war, zeigte sich das ganze Ausmaß: Menschen konsumieren teils offen Drogen, während nur wenige Meter entfernt Familien einkaufen gehen.
«Die Situation ist für alle Beteiligten unerträglich geworden», erklärt Sozialdezernent Robert Fischer. «Ein neues Zentrum könnte sowohl den Betroffenen helfen als auch die Innenstadt entlasten.» Das geplante Suchthilfezentrum würde Beratungsangebote, medizinische Versorgung und Konsumräume unter einem Dach vereinen.
Die Standortfrage bleibt jedoch heikel. In Kalk formiert sich bereits Widerstand. «Wir verlagern das Problem nur», befürchtet Anwohnerin Maria Schmidt. Die Hamburger Erfahrungen mit dezentralen Hilfsangeboten zeigen jedoch, dass kleinere Einrichtungen in verschiedenen Stadtteilen die Gesamtsituation entspannen können.
Die Suchtexpertin Dr. Jana Baumann vom Kölner Gesundheitsamt betont: «Menschen mit Suchterkrankungen brauchen niedrigschwellige Angebote in ihrer Nähe, um den Weg aus der Abhängigkeit zu finden.»
Die Entscheidung über das neue Zentrum soll noch in diesem Jahr fallen. Ob es die Situation am Neumarkt tatsächlich verbessern kann, bleibt abzuwarten. Klar ist: Köln braucht tragfähige Lösungen für eine Krise, die längst mehr ist als ein reines Sicherheitsproblem – es ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.