Die Gemeinschaft in München hat gestern mit großer Bewegung die Wiedereröffnung der Ohel-Jakob-Synagoge gefeiert. CDU-Chef Friedrich Merz stand dabei im Mittelpunkt, als er die deutsche Verantwortung für jüdisches Leben betonte. «Wir werden nie wieder zulassen, dass Juden in Deutschland Angst haben müssen», sagte Merz vor rund 500 Gästen in der festlich geschmückten Synagoge.
Die Feier fiel in eine Zeit wachsender Sorge. Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland mehr als verdoppelt. Allein in Bayern wurden über 350 judenfeindliche Straftaten registriert – ein Anstieg, der die jüdische Gemeinde zutiefst beunruhigt.
Als ich durch die Münchner Innenstadt zum Jakobsplatz ging, fielen mir die verstärkten Sicherheitsmaßnahmen sofort auf. Polizisten mit Maschinenpistolen, Absperrungen, penible Kontrollen. Das gehört mittlerweile zum Alltag jüdischer Einrichtungen in Deutschland – eine traurige Realität, die viele nicht wahrhaben wollen.
Charlotte Knobloch, die langjährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München, fand deutliche Worte: «Wir haben gedacht, diese Zeiten wären vorbei. Aber der Hass ist zurück, lauter denn je.» Die 91-Jährige, die als Kind den Holocaust überlebte, wirkte erschüttert, aber entschlossen.
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nahm an der Feier teil und versprach: «Bayern steht an der Seite seiner jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger – nicht nur mit Worten, sondern mit konkretem Schutz.»
Merz› Anwesenheit wurde von manchen als wichtiges Signal gewertet, von anderen kritisch gesehen. Beim anschließenden Empfang hörte ich verschiedene Stimmen. Eine ältere Dame aus der Gemeinde sagte mir: «Worte sind schön, aber wir brauchen Taten. Der Alltag auf unseren Straßen sieht anders aus.»
Was bleibt, ist die Frage: Wie können wir in einer Zeit zunehmender Polarisierung dafür sorgen, dass «Nie wieder» nicht zur leeren Phrase verkommt? Die Antwort darauf müssen wir als Gesellschaft finden – nicht nur bei feierlichen Anlässen.