In Münchens gastronomischer Landschaft ragt ein Gebäude seit genau 50 Jahren wie ein kulinarischer Leuchtturm heraus: das legendäre Sterne-Restaurant Tantris. Was viele nicht wissen – hinter dem auffälligen orangefarbenen Bau mit seiner markanten 70er-Jahre-Architektur steht eine Bauunternehmerfamilie, die Münchens Stadtbild entscheidend geprägt hat: die Eichbauers.
Fritz Eichbauer senior gründete seine Baufirma 1934 und schuf nach dem Krieg unzählige Wohnungen für die wachsende Stadt. Sein Sohn Fritz junior, selbst leidenschaftlicher Feinschmecker, erfüllte sich mit dem Tantris einen Traum. «Ich wollte einen Ort schaffen, an dem Essen zur Kunst wird«, erklärte er einst. Eine Vision, die München nachhaltig veränderte.
Die Architektur des Schweizers Justus Dahinden mit den roten Plastikstühlen und futuristischen Elementen wirkte 1971 wie ein Raumschiff aus einer anderen Welt. Doch es war das kulinarische Konzept, das Geschichte schrieb. Mit Eckart Witzigmann und später Heinz Winkler holte Eichbauer Köche nach München, die erstmals deutsche Michelin-Sterne erkochten.
Als ich vor Jahren im Tantris speiste, beeindruckte mich neben dem Essen vor allem die Atmosphäre – der Raum atmet förmlich fünf Jahrzehnte kulinarischer Geschichte. Die jetzige Generation der Eichbauers investierte 2021 Millionen in eine behutsame Renovierung, die den Originalcharakter bewahrt.
Die Geschichte des Tantris zeigt exemplarisch, wie Bauunternehmer München nicht nur mit Wohnungen und Büros, sondern auch kulturell geprägt haben. Während viele Restaurants kommen und gehen, bleibt das Tantris eine Institution. Beim nächsten Spaziergang durch Schwabing lohnt es sich, dieses besondere Gebäude bewusst wahrzunehmen – ein Stück Münchner Identität, erschaffen von Baumeistern mit Weitblick.