Drei Todesfälle nach Taser-Einsätzen der Polizei erschüttern Nordrhein-Westfalen. Gestern veröffentlichte das NRW-Innenministerium neue Richtlinien, die den Gebrauch der Elektroschockwaffen einschränken sollen. Besonders in Dortmund, wo im Januar ein 53-jähriger Mann nach einem Taser-Einsatz verstarb, wird die Debatte intensiv geführt. Jährlich setzen Polizeibeamte in NRW die Elektroschocker etwa 380 Mal ein.
«Diese Vorfälle müssen uns wachrütteln», erklärt Klaus Hoffmann, Kriminologe an der Universität Hamburg. «Bei psychisch erkrankten Menschen oder Personen unter Drogeneinfluss kann ein Taser lebensgefährliche Folgen haben.» Das neue Gutachten des Innenministeriums bestätigt diese Einschätzung. Künftig sollen Polizeibeamte vor dem Einsatz verstärkt auf Vorerkrankungen und Intoxikation achten.
In meinen fast zwanzig Jahren Berichterstattung habe ich die Entwicklung der Polizeiausrüstung verfolgt. Was als «mildere Alternative» zur Schusswaffe eingeführt wurde, zeigt nun seine problematische Seite. Ein Beamter der Dortmunder Polizei, der anonym bleiben möchte, gibt zu bedenken: «Wir müssen in Sekundenbruchteilen entscheiden. Bei aggressiven Personen fehlt oft die Zeit für eine medizinische Anamnese.»
Der Dortmunder Fall ist besonders tragisch. Der 53-Jährige hatte psychische Probleme und stand unter Medikamenteneinfluss. Sein Herz versagte kurz nach dem Taser-Einsatz. Ähnliche Fälle ereigneten sich in Gummersbach und Köln.
Die Überarbeitung der Einsatzrichtlinien ist überfällig. Doch reicht das aus? Die entscheidende Frage bleibt: Wie lässt sich die Sicherheit der Bevölkerung mit dem Schutz besonders gefährdeter Menschen vereinbaren? Die Antwort darauf werden wir in den kommenden Monaten auf Dortmunds Straßen erleben.