Die Debatte um Tempo 30 auf der Piwipp-Straße in Düsseldorf-Unterrath gewinnt an Fahrt. Anwohner und Eltern der naheliegenden Grundschule fordern verstärkt Verkehrsberuhigung auf der stark befahrenen Straße. Bei einer Verkehrszählung wurden bis zu 18.000 Fahrzeuge täglich registriert – bei einer Straße, die eigentlich für weniger als die Hälfte konzipiert wurde. Der Bezirksausschuss 6 befasst sich aktuell intensiv mit diesem drängenden Thema.
Die Situation an der Piwipp ist beispielhaft für viele Wohngebiete in deutschen Großstädten. «Wir haben hier eine paradoxe Situation», erklärt Maria Schneider von der Bürgerinitiative «Lebenswertes Unterrath». «Auf einer Seite eine Grundschule, auf der anderen Kindertagesstätten – und dazwischen eine Straße, auf der viele Autofahrer die erlaubten 50 km/h deutlich überschreiten.»
Die Stadtverwaltung verweist auf rechtliche Hürden. Nach aktueller Gesetzeslage können Tempo-30-Zonen vor sensiblen Einrichtungen wie Schulen nur über kurze Distanzen eingerichtet werden. Unterraths Bezirksbürgermeister Ralf Thomas sieht dennoch Handlungsbedarf: «Die Sicherheit unserer Kinder muss Vorrang haben. Wir brauchen flexible Lösungen.»
In meinen fast 20 Jahren als Journalistin habe ich zahlreiche solcher Debatten begleitet. Auffällig ist, wie sich die Argumente wiederholen, während das Verkehrsaufkommen stetig wächst. In Hamburg-Eimsbüttel führte ein ähnlicher Bürgerprotest vor drei Jahren zum Erfolg – durch kreativen Einsatz von temporären Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Das Thema berührt grundsätzliche Fragen der Stadtentwicklung: Wie viel Platz geben wir dem Auto, wie viel den Menschen? Die Initiative plant nun eine Unterschriftensammlung und will Unterstützung von weiteren Schulen einholen. Der Ball liegt bei der Politik – und den Anwohnern, die für ihre Vorstellung von Lebensqualität eintreten.